Fünf idyllische Ortschaften, steile Küsten, schöne Wanderwege, blaues Meer.
Karl Schwendener
1. Oktober 2016

Entlang der Ligurischen Küste, nordwestlich von La Spezia im Norden Italiens, erstreckt sich eine mehrere hundert Meter hohe, zum Teil steil ins Meer abfallende, 12 km lange Bergkette. Die Cinque Terre bestehen aus fünf kleinen, abschüssigen Tälern, die sich zum Meer hin öffnen. Am Ende dieser Täler, unmittelbar am Wasser, befinden sich Monterosso al Mare, Vernazza, Manarola und Riomaggiore; nur Corniglia liegt auf einem Felsvorsprung fast 100 Meter über dem Meer.

Die Region zählt nur etwa 7000 Einwohner, wird aber jährlich von mehr als zwei Millionen Reisenden besucht. Sie ist als Nationalpark geschützt, d. h. es darf weder Neues gebaut noch Altes verändert werden. Im Jahr 1997 wurden die Cinque Terre zusammen mit Porto Venere zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Die ältesten Zeugnisse dieser Region, deren Geschichte stets mit der Geschichte Genuas einherging, stammen von Schenkungsurkunden aus dem Jahr 1050. Bereits damals legten die Einwohner in Meeresnähe Terrassenkulturen für den Weinbau sowie Zitrusfrüchte und Oliven an. Diese bildeten neben dem Fischfang über Jahrhunderte hinweg ihre Lebensgrundlage.

1874 wurde entlang der Küste die Eisenbahnstrecke von Genua nach La Spezia gebaut. Jeder der fünf Orte bekam einen eigenen Bahnhof. Ausserhalb dieser Bahnhöfe verläuft die Strecke grösstenteils in Tunnels. Noch heute gilt die Bahn als wichtigste Verbindung untereinander und zum Umland.

Allerdings gehören die Cinque Terre seit der Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe längst nicht mehr zu den Geheimtipps. Fotos dieser malerischen Dörfer sind mittlerweile weltweit in den Prospekten der Reiseveranstalter zu finden. Praktisch jeder Italienreisende aus Übersee macht hier Halt. Von Frühjahr bis Herbst strömen so Unmengen von Touristen durch die engen Gassen, was immer mehr zur Belastung für die Einheimischen wird. Seit auch grosse Kreuzfahrtschiffe vor der Cinque Terre Halt machen und damit zusätzlich Tausende Touristen die Dörfer besuchen, ist das in Stosszeiten kaum mehr auszuhalten.

Nicht allein die fünf Dörfer zählen zur grössten Attraktion der Cinque Terre, nein, auch die fantastischen Wanderwege, welche die Orte hoch über dem Meer auf schmalen Pfaden durch Wein- und Olivenhänge miteinander verbinden. Diese sind seit 2002 gebührenpflichtig, im Sinne einer Eintrittskarte für den Wanderweg durch den Nationalpark.

Im Oktober 2008 waren wir fünf Tage unterwegs, um die ganze Strecke von Monterosso al Mare bis nach Riomaggiore in kleinen Etappen zu erkunden. Erst am späteren Nachmittag wanderten wir jeweils los. Dabei begegneten wir fast keinen andern Touristen; abends in den Dörfern war nichts mehr los, der «Touristenspuk» vorbei – ein Genuss, ein einmaliges Erlebnis!

Cinque Terre, wir kommen wieder!