Tauchtourismus im Einklang mit Natur und einheimischer Bevölkerung.
Karl Schwendener
1. Juli 2016

Wakatobi zählt heute zu den besten Tauchplätzen weltweit. Das vorbildlich geführte Resort ist ein Vorzeigeprojekt geworden, das beweist, dass der Schutz der Meere und die Entwicklung der lokalen Dorfgemeinschaften vom Tourismus profitieren können.

Als der Ostschweizer Lorenz Mäder 1994 erstmals die kleine Insel Tolandono vor Tomia betrat, war er so fasziniert von der Schönheit dieser abgelegenen Insel und der traumhaften Unterwasserwelt, dass er spürte: «Das ist mein Platz.» Seit dem Ende der niederländischen Kolonialherrschaft war er hier der erste Weisse gewesen. Die Einheimischen lebten nahezu autark, ernährten sich von Fisch, Yams und Maniok. Sie kleideten sich mit selbst gewobenen Sarongs und kannten weder Elektrizität noch fliessend Wasser. Mäder suchte die Dorfältesten auf, um ihnen sein Vorhaben zu erklären und sie um Erlaubnis zu bitten, hier etwas aufbauen zu dürfen, das allen Bewohnern der Inselgruppe, und vor allem auch dem Meer, Nutzen bringen sollte.

Lorenz Mäder erhielt die Erlaubnis und schon 1996 kamen die ersten Gäste in das einfache, aber schon damals ökologisch geführte Wakatobi Dive Resort. Seit dieser Zeit hat sich einiges verändert. Das Riff, das Mäder von den umliegenden 20 Dorfgemeinschaften geleast hat, ist inzwischen Teil eines Nationalparks geworden. Umweltschutz lässt sich vor allem dann umsetzen, wenn die Einheimischen etwas davon haben. Im Falle Wakatobis bedeutet das, dass die Einwohner der im Nationalpark liegenden Inseln finanziell vom Ökotourismus profitieren. Unter anderem von den Leasinggebühren, die monatlich Geld in die jeweiligen Dorfkassen spülen, vom Strom- und Wasseranschluss, vom Satellitenfernsehen und von der Flugverbindung nach Bali. Denn 2001 konnte auf der Nachbarinsel Tomia ein Flugplatz eingeweiht werden, den Lorenz Mäder mit der Hilfe vieler Dorfgemeinschaften, mit teilweise bis zu 3000 Einheimischen, gebaut hat. Der erste Testflug 2001 war ein riesiges Volksfest. Gegen 8000 Menschen ruderten in ihren Einbäumen aus allen Richtungen von den Nachbarinseln herbei, um dem Schauspiel des landenden Flugzeuges beizuwohnen. Mit durchschnittlich zwei Flügen pro Woche werden die Gäste nun von Bali nach Wakatobi geflogen.