Dass ein «John Deere» nicht von selber entsteht, leuchtet jedem ein. Trotzdem halten die meisten das ungleich komplexere Universum für ein Produkt des Zufalls. Warum diese Inkonsequenz? Im Gespräch mit dem Ingenieur Helmut Welke.
Gennadi Unruh
2. Oktober 2019

Herr Welke, Sie sind in Deutschland, in Köln, geboren und kurz danach mit Ihren Eltern in die USA ausgewandert. Warum meinen Sie, glauben verhältnismässig mehr Amerikaner als Deutsche an die Schöpfung?

Helmut Welke: Das kann man nicht mit Sicherheit sagen, ich muss spekulieren. In Amerika hatten wir in den letzten 100 Jahren eine grössere Zahl einflussreicher Prediger und Evangelisten, als in Deutschland. Dies führte zu einer stärkeren Akzeptanz der Bibel als massgebliche Richtschnur unserer Gesellschaft.

Zudem haben deutsche Wissenschaftler und Philosophen wie z. B. Haeckel die darwinistische Sicht auf Geschichte und Wissenschaft voll und ganz unterstützt. Sie hatten damit einen starken Einfluss auf die europäische Kultur. So lehnte auch ein Adolf Hitler das Christentum ab und vertrat die Theorie von Darwin. Das Ziel einer reinen Arier-Rasse, das Ausmerzen von allem Kranken und Schwachen ist nichts anderes, als konsequent umgesetzte Evolutionstheorie.

Während Ihres Studiums an der Universität von Illinois sind Sie zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Was hat Sie überzeugt?

Als ich an die Universität kam, wurde mein christlicher Hintergrund herausgefordert. Unter anderem durch die Aussage von einem Professor, dass man «nicht gleichzeitig Wissenschaft betreiben und an Gott glauben» könne. Glücklicherweise hatte ich einige Freunde, die mich zu Bibelarbeiten einluden und mir viele Bücher über die Geschichte und die Glaubwürdigkeit des Christentums gaben. Ein Buch von Josh McDowell dokumentiert die vielen historischen Argumente, die zeigen, dass Jesus Christus wirklich von den Toten auferstanden ist, dass dies ein reales Ereignis in der realen Geschichte unserer Welt ist. Diese Fakten sind bestechend.

Ausserdem ergibt die atheistische Idee wissenschaftlich einfach wenig Sinn. Ich wusste bereits etwas über die Komplexität lebender Zellen und selbst unser Sonnensystem konnte nicht zufällig entstanden sein.

Die meisten Menschen würden zustimmen, dass für die Konstruktion eines «John Deere» eine Art kreative Intelligenz nötig sei. Derweil halten dieselben Menschen das ungleich komplexere Universum für ein Produkt des Zufalls. Warum diese Inkonsequenz?

Ja, die meisten Leute sind sich einig, dass ein Wirbelsturm nicht zufällig eine wunderbare Maschine wie ein Düsenflugzeug zusammenbauen könnte. Aber zu viele akzeptieren die Vorstellung, dass eine lebende Zelle von selbst entstanden sein könnte. Wir hören zu viele Geschichten über die Ursuppe, wo dies geschehen sein könnte. Wir werden nicht oft genug an die Komplexität auch nur einer einfachen Zelle erinnert, ebenso wenig an eines der grundlegenden Gesetze der Biologie: «Leben kommt nur von Leben». Das Leben kann nicht und wird nicht zufällig aus einfachen Chemikalien entstehen. Die meisten Atheisten erkennen, dass sie keine gute Erklärung zum Ursprung des Lebens haben. Tatsächlich ist es schwieriger denn je geworden, sich vorzustellen, dass eine lebende Zelle von selbst entsteht. Die Biochemie macht es völlig unmöglich. Aber viele kluge Menschen wollen glauben, dass es hätte passieren können. Sie wollen nicht an Gott glauben. Sie sind also wie die Beschreibung des Paulus in Epheser 4,18: «in ihrem Verstand verfinstert», «wegen der Härte ihres Herzens». Aber es gibt einige, die auf die Fakten der Wissenschaft hören und erkennen, dass sie dahin gelangen können, dem Schöpfergott der Bibel zu vertrauen.

Was würden Sie einem Atheisten mit naturalistischer Weltanschauung entgegnen, wenn er Ihnen in Bezug auf die Bibel blinden Glauben vorwerfen würde?

Zuerst möchte ich ihn daran erinnern, dass wir alle von einem gewissen Glauben abhängig sind. Wie in der Antwort zur vorigen Frage geschildert: Ein Atheist muss glauben, blind glauben, dass die erste lebende Zelle von selbst entstanden ist. Aber noch viel mehr als das. Atheisten haben einen Glauben, der vieles voraussetzt. Sie glauben, dass «nichts zu allem explodiert ist». Sie glauben, dass heisse, herumwirbelnde Gase die ersten Sterne bildeten. (Und das, obwohl sich heisse Gase mit einer Kraft ausdehnen wollen, die 60–100 Mal grösser ist, als die Schwerkraft sie zusammenziehen kann.) Sie glauben, dass eine einfache Zelle sich in eine komplexe Kreatur wie eine Qualle verwandeln kann. Sie glauben, dass ein Fisch sich entscheiden konnte, an Land zu gehen und Beine zu entwickeln. Sie glauben, dass eine bärenähnliche Kreatur beschlossen hat, zurück ins Meer zu gehen und sich in einen Blauwal zu verwandeln. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, die einer Untersuchung all dieser Geschichten standhalten.

Zweitens möchte ich unsere atheistischen Freunde daran erinnern, dass niemand bewiesen hat, dass Gott nicht existiert. Wenn man auf eine wissenschaftliche Art und Weise an schwierige Fragen herangeht, dann muss man alle denkbaren Erklärungen berücksichtigen, einschliesslich der Möglichkeit, dass Gott das Leben entworfen und erschaffen hat. Er ist eine sehr brauchbare Erklärung für alles, was wir sehen und untersuchen können. Wenn wir uns die Beweise ansehen, ist es in der Tat viel vernünftiger, die Existenz Gottes zu akzeptieren und unser Vertrauen und unseren Glauben in den Gott der Bibel zu setzen als jede andere Erklärung.

Viele Menschen sind der Meinung, dass der Glaube an einen 7-Tage-Schöpfergott und ernst zu nehmende Wissenschaft sich gegenseitig ausschliessen. Ist das aus Ihrer Sicht nachvollziehbar?

Der grösste Teil der modernen Wissenschaft gründete auf der Idee, dass Gott der Schöpfer ist und dass wir seine Schöpfung auf rationale und explorative Weise beobachten können. Der deutsche Mathematiker und Astronom Johannes Kepler bezeichnete seine wissenschaftliche Arbeit als «Gottes Gedanken nachlesen». Es gibt keinen Widerspruch, wenn man an den Schöpfungsbericht der Bibel glaubt und die Welt mit wissenschaftlichen Methoden untersucht. Wir haben weitaus mehr wissenschaftliche Beweise, die auf eine Schöpfung vor wenigen Tausend Jahren hinweisen, als wir sie für einen Zeitraum von Milliarden Jahren hätten. Dazu gehören das schnell abnehmende Erdmagnetfeld, die Erosionsraten der Kontinente und das weiche biologische Gewebe in Dinosaurierknochen. Wir haben Beobachtungen der Planeten und grösseren Monden in unserem Sonnensystem, die auch deutlich zeigen, dass unser Sonnensystem nicht Milliarden Jahre alt sein kann. Und hier auf der Erde haben wir überall Kohlenstoff-14 (14C). 14C hat eine sehr kurze Lebensdauer und kann nur für maximal 80 000 Jahre als Datierungsmethode verwendet werden. Wir finden 14C regelmässig in Dinosaurierknochen, in Holzproben, die unter alten Lavaströmen vergraben sind, und in Diamanten aus tiefen Erdschichten. 14C tritt zu oft und in zu vielen Arten von Proben auf, um als Kontamination abgetan zu werden. Von allen wissenschaftlichen Beweisen, die wir haben, zeigt das Vorkommen von 14C am deutlichsten, dass wir auf einem Planeten leben, der Tausende von Jahren alt ist und rein wissenschaftlich betrachtet nicht Milliarden von Jahren alt sein kann.

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 10/2019.