Vor einigen Jahren unternahm ich mit einer kleinen Gruppe abenteuerlustiger Fotografen und Geologen eine Reise in den Nordosten Äthiopiens, in die Wüste Danakil. Unter der Leitung von Tom, einem erfahrenen Vulkanologen aus Deutschland, lernte ich eine Urlandschaft kennen, in der die Schönheit und Gefährlichkeit der Natur gleichermassen beeindruckten.
Roland Gerth
26. Oktober 2019

Unter Polizeischutz

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba treffe ich die sechs Teilnehmer aus verschiedenen Ländern, mit denen ich zusammen mit einem einheimischen Tour-Führer während den nächsten zwölf Tagen den Nordosten Äthiopiens bereisen werde. Nachdem die Ausrüstung verstaut und die Personenauf mehrere Geländefahrzeuge verteilt worden sind, geht es los in den Awash-Nationalpark zu den gleichnamigen Wasserfällen.

Früh am nächsten Morgen fahren wir weiter nordwärts durch das Rift Valley zur Danakil-Wüste. Unser Tagesziel ist der Salzsee Afrera. Wir nehmen darin ein Bad und können uns anschliessend in einer warmen Quelle vom Salz reinigen – ein Vergnügen, welches wir in den nächsten Tagen oft vermissen werden.

Ab hier endet die geteerte Strasse. Auf der Polizeistation holt sich unser einheimischer Tour-Leiter eine Bewilligung für die Weiterfahrt, ab jetzt begleiten uns zwei Polizisten. Die Piste wechselt ab zwischen holprigen Lavafelsen und sandigen Abschnitten. Einmal versinkt das Küchenfahrzeug im Untergrund und es dauert zwei Stunden, bis es wieder freigeschaufelt ist – bei 44 Grad eine mühsame Angelegenheit.

Aufstieg mit sechs Kamelen

Im kleinen Dorf Abdella Ali verhandelt unser Tour-Leiter mit dem Dorfältesten. Wir brauchen sechs Kamele für den Transport der Ausrüstung auf den Vulkan Erta Ale. Um fünf Uhr morgens starten wir zum zehn Kilometer langen Aufstieg. Nach knapp vier Stunden erreichen wir den Kraterrand, wo einige einfache Steinhütten mit Strohdächern aufgebaut wurden. Zusammen mit einem Reisekollegen miete ich für die nächsten drei Tage eine Hütte als Schutz vor Hitze und Sonne.

Der Vulkan hat sich kurz vor unserer Ankunft total verändert. Früher befand sich am Boden der Caldera die eigentliche Krateröffnung und etwa 30 Meter tiefer der rot glühende Kratersee, auf den man hinabblicken konnte. Inzwischen muss es mehrere Ausbrüche gegeben haben, der Vulkanschlot hat sich mit Lava gefüllt und in einem kleinen Kratersee auf der Caldera brodelt und spritzt es gewaltig. Zwar können wir nicht wie geplant den Lavasee von oben fotografieren, dafür sehen wir heftige Eruptionen, bei denen flüssige Lava über den Rand fliesst. Die beste Zeit zum Fotografieren ist jeweils während der Abend- und Morgendämmerung. Nach drei Tagen und Nächten brechen wir das Lager ab und wandern zum Dorf zurück.

Der saure Vulkan

Danach fahren wir auf sehr schwierigem Gelände weiter nordwärts durch die Wüste. Staubig kommen wir in der Ortschaft Ahmed Ela an, wo wir wieder eine Bewilligung für den Besuch des Dallol benötigen. Zuerst bekommen wir nur eine für zwei Stunden, aber nach längerem Verhandeln können wir den ganzen Tag dort verbringen. Zusätzlich zu den Polizisten haben wir ab hier auch Militärbegleitung.

Der nächste Tag gehört zu den weiteren Höhepunkten dieser Reise. Vorbei am Yellow Lake und Black Lake, zwei Quelltümpeln mit giftigen Flüssigkeiten, gelangen wir an den Fuss des Dallol. Auf einem kurzen Marsch erklimmen wir die flache Erhebung des Vulkans, der 120 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Zuerst sind wir etwas enttäuscht, denn die Becken sind alle ausgetrocknet. Der lokale Führer beruhigt uns aber und erklärt, dass es weiter hinten Wasser gebe. Tatsächlich stehen wir bald am Rand eines Säuresees, der in allen Farben leuchtet: ein fantastischer Anblick, der unzählige Fotomotive bietet. Der See wird gespeist von heissen Schwefel- und Kaliumquellen, die durch eine mehr als 1000 Meter mächtige Salzschicht emporsteigen und an der Oberfläche farbenprächtige Stalagmiten und Pools bilden.

Lesen Sie die ganze Fotoreportage samt eindrücklichen Bildern in ethos 11/2019.