Die letzte Wildnis Europas – der Norden Skandinaviens gehört zu den unberührtesten und einsamsten Gegenden unseres Kontinents.
Martin Mägli
7. Oktober 2017

Fast drei Wochen Dauerregen und eine regelrechte Mückenplage – die erste Reise in dieses Gebiet vor über zehn Jahren hatte mir dermassen zugesetzt, dass ich längere Zeit überhaupt keine Lust mehr verspürte, hierher zurückzukehren. Die Bilder von unberührten Landschaften, Weite und Wildnis liessen mich aber nie ganz los. So wagte ich 2011 erneut einen einwöchigen Besuch. Seither bin ich endgültig mit dem Nordvirus infiziert!

Laponia – Herzstück und Unesco-Welterbe

Weite Flusstäler, umrahmt von zahlreichen Gipfeln, Seen und Wälder in einer Ausdehnung, von der wir hier in der Schweiz nur träumen können, bieten einer artenreichen Tierwelt ein selten gewordenes Schutz- und Rückzugsgebiet. Laponia, das 1996 zum Unesco-Welterbe erklärt wurde, bildet das Herzstück dieser einmaligen Gegend.

Das fast 10 000 km2 umfassende Gebiet gehört zu Lappland und liegt nördlich des Polarkreises, im Westen grenzt es an Norwegen. Heute ist diese Region mit den vier Nationalparks (Padjelanta, Stora Sjöfallet, Muddus, Sarek) sowie mehreren Naturreservaten auch ein beliebtes Reiseziel für zivilisationsmüde Menschen.

Padjelanta, mit 1984 km2 der grösste Nationalpark Schwedens, besteht weitgehend aus einer ausgedehnten Hochebene mit wunderschönen Seen und weitläufigen Bergketten und wird von den samischen Rentierzüchtern als Sommerweidegebiet benutzt. Seltene Tierarten wie der Steinadler und die Schnee-Eule sind hier beheimatet. Auch findet sich ein grosser Bestand an Polarfüchsen und Vielfrassen. Quer durch den Park führt ein 140 km langer Wanderweg, der von Schutz- und Übernachtungshütten gesäumt ist, die teilweise bewirtschaftet sind.

Schroffe Gebirgsmassive und tief eingeschnittene Täler prägen das Landschaftsbild des ältesten Nationalparks Schwedens, dem Sarek. Er ist der Inbegriff von Abgeschiedenheit und besteht zu 90 % aus unwegsamem Gelände. Hier befinden sich die 13 höchsten Berge Schwedens sowie mehr als 100 Gletscher, die dieser Region eine majestätische Erhabenheit verleihen. Im Osten hingegen sind die Täler mit Birkenwäldern bewachsen. Über rauschende Gebirgsbäche und Wasserfälle wird das Schmelzwasser in die Täler befördert. Die unberührte Wildnis bietet nebst Vielfrass und Polarfuchs auch Bär und Luchs eine Heimat. In den Flussniederungen und Talsenken kann man zahlreiche Elche beim Weiden beobachten.

(Artieklauszug aus ethos 10/2017)