Vom Mut zur eigenen Meinung
Mit freundlicher Genehmigung von Zukunft CH. Das Interview kann in voller Länge in Ausgabe 6/21 von Zukunft CH nachgelesen werden.
15. Dezember 2021

Laut einer Studie des Allensbach-Instituts trauen sich 44 Prozent der deutschen Bevölkerung nicht mehr, ihre Meinung frei zu äussern. Dr. Milosz Matuschek, Jurist und ehemaliger Kolumnist der «NZZ», nimmt gegenüber «Zukunft CH» eine Analyse der Lage zur Meinungsfreiheit vor. Der Journalist ist 1980 in Polen geboren und lebt heute in Zürich.

Man spricht mittlerweile von «Cancel Culture»; was ist damit gemeint?

Aufgrund von bestimmten kontroversen Ansichten werden missliebige Personen diffamiert und ausgeladen, bzw. aus dem Debattenraum ausgeschlossen. Es gibt Gruppen, die entscheiden, wer sprechen darf und wer nicht. Gerade durch die Covid-Pandemie zeigte sich ganz deutlich, dass in allen grossen Zeitungen, Radios, öffentlichen Sendern im Grunde nur noch eine Meinung zu Covid existiert. Insgesamt ist das eine sehr, sehr gefährliche Situation.

Was meinen Sie, wenn Sie die «Binnenpluralität» im Zusammenhang mit der Presse erwähnen?

Die meisten Zeitungen sind aus einer politischen Richtung heraus entstanden, waren auch Parteiblätter. Trotzdem versucht jede Publikation in gewissem Sinne, andere Meinungen abzubilden, irgendwie das gesamte Meinungsspektrum zu treffen. Zumindest sollte das der Anspruch sein. In den letzten Jahren wurde aber ersichtlich, dass gerade diese Binnenpluralität, also das Zulassen kontroverser Ansichten oder Meinungen, die gegen die Blattlinie stattfinden, seltener werden. Es geschieht eine Art Verengung des Meinungskorridors und damit eine Verringerung der Binnenpluralität.

Dafür gibt es mehrere Erklärungen. Eine recht plausible ist, dass Zeitschriften und Medien allgemein dazu neigen, nur noch ein bestimmtes Publikum anzusprechen – aus handfesten ökonomischen Gründen. Man glaubt, durch eine homogene Klientel die Abonnentenzahlen stabilisieren zu können. Der freie Debattenraum existiert aus gutem Grund – weil alle nicht genau wissen, was die beste Lösung bei politischen Fragen ist. Medien, die sich davon verabschieden, haben meines Erachtens die ganz grundlegende Definition von Meinungsfreiheit nicht verstanden, bzw. opfern diese Funktion auf dem Altar der Abonnentengewinnung.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 01/2022