«Es ist vollbracht!» – Was an Ostern wirklich geschah.
Thomas Lange
7. April 2020

Eine Umfrage in Deutschland zum Thema Ostern ergab: Knapp die Hälfte (47 %) verbindet damit den Tod Jesu und dessen Auferstehung. 15 Prozent der 20- bis 29-Jährigen glauben, dass an Ostern die Geburt Jesu gefeiert wird. Drei Prozent dieser Altersgruppe glaubten sogar, dass Jesu Hochzeit der Anlass von Ostern sei. Und neun Prozent aller Befragten wissen überhaupt nichts vom religiösen Hintergrund des Festes. Einer der Befragten meinte gar: «An Weihnachten ist Jesus gestorben und an Ostern auferstanden.»

Um über den Sinn von Ostern die Wahrheit zu erfahren, müssen wir den Erfinder des Osterfestes fragen: Gott selbst. Seine Gedanken entfaltet er in der Bibel. Darin lesen wir, dass Ostern quasi der Mittelpunkt von allem ist. Denn vor mehr als 2000 Jahren geschah etwas, was für die ganze Menschheit von grösster Bedeutung ist – ja, letztlich über Leben und Tod entscheidet!

Haben Sie schon einmal das Wort Tetelestai gehört? Wahrscheinlich nicht. Allerdings ist genau dieser Begriff wohl das «Wort der Worte». Er beschreibt mit nur wenigen Buchstaben, was an Ostern wirklich geschah. Bevor Jesus am Kreuz starb, rief er laut aus: «Es ist vollbracht» (Joh. 19,30).

Diese drei Worte bilden im griechischen Originaltext der Bibel ein einziges Wort, nämlich Tetelestai. Um seine Bedeutung besser zu verstehen, schauen wir uns drei Bereiche an, in denen Tetelestai damals benutzt wurde.

1. Die erfüllte Aufgabe

Der erste Bereich betraf das Verhältnis zwischen einem Knecht und seinem Herrn, heute würden wir sagen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Wenn ein Chef seinem Untergebenen eine besondere und schwierige Aufgabe übertrug, verlangte er von ihm, diese zu seiner vollsten Zufriedenheit zu erledigen. Der Massstab war hoch und der beste Mitarbeiter sollte den Auftrag ausführen. Nach getaner Arbeit trat der Bedienstete vor seinen Chef und meldete sich mit dem Wort Tetelestai zurück, was hiess: Der spezielle Auftrag ist erfüllt.

Als Jesus am Kreuz dieses Wort aussprach, meinte er damit, dass sein Auftrag nun erfüllt war, nämlich als Mensch in diese Welt zu kommen und sein Leben am Kreuz hinzugeben. Diese Verantwortung war ihm von seinem Vater übertragen worden und Jesus erledigte den Auftrag zu seiner vollsten Zufriedenheit: «Der in Gestalt Gottes war ... Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz» (Phil. 2,6–8).

Ostern bedeutet, dass Jesus Mensch wurde und am Kreuz starb.

2. Der getilgte Kredit

Auch im Finanzwesen wurde Tetelestai verwendet. Banken, die Kredite vergaben, waren bereits vor 2000 Jahren bekannt. Man fand in Stein gemeisselte Schuldtafeln, auf denen zu erkennen ist, dass nach Begleichen der letzten Kreditrate mit Hammer und Meissel quer über die ganze Tafel das Wort Tetelestai eingraviert wurde.

Als Jesus am Kreuz starb, gab er sein Leben als Lösegeld. Das heisst, er beglich die Schulden von anderen Menschen – genauer gesagt, von uns. «Der Sohn des Menschen ist gekommen, um sein Leben zu geben als Lösegeld für viele» (Matth. 20,28).

Jeder, der ehrlich ist, weiss, dass er nicht so gut ist, wie er oft vorgibt. In uns steckt viel Potenzial für negative Dinge. Lügen, Intrigen, Wutausbrüche, böse Worte und schlechte Gedanken, egoistisches Verhalten sowie falsche Taten machen uns schuldig vor Gott. Auch ein Blick ins Weltgeschehen reicht aus, um das zu erkennen: Ungerechtigkeit, Krieg, Mord und Totschlag, Korruption, Unehrlichkeit und Betrug – all das steht Gottes heiligem Massstab entgegen. Die Bibel nennt das Sünde.

Gott hat uns erschaffen. Lassen wir unseren Schöpfer jedoch links liegen und leben wir nach unserem eigenen Gutdünken, beleidigt ihn das zutiefst. Eine von ihm losgelöste Lebensführung führt geradewegs in die Hölle. Es gibt keinen grausameren Ort. Gott ist mit Recht zornig auf uns und muss uns verurteilen. Denn seine Heiligkeit verbietet es, unsere Sünden einfach unter den Teppich zu kehren. Weil Gott aber ebenso Liebe ist, möchte er nicht, dass unser Weg dort endet. Er will uns davor bewahren. Deshalb war er selbst bereit, für unsere Schuld zu bezahlen. Genau das tat Jesus am Kreuz: «Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, den in Satzungen bestehenden, der gegen uns war, und ihn auch aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte» (Kol. 2,14). Jesus, der Sohn Gottes, wurde verurteilt und hingerichtet, wo er unter unsagbaren Qualen am Kreuz verblutete – aus Liebe, damit wir frei sein können und vor dem Gericht Gottes verschont bleiben.

Ostern bedeutet, dass Jesus am Kreuz für unsere Sünden starb.

3. Das gefundene Opferlamm

Für ein religiöses Opfer im Judentum kamen ausschliesslich Tiere infrage, die keinen Makel aufwiesen. Das Opfertier durfte weder krank noch gebrechlich, alt oder fleckig sein. Nur das beste Lamm war gut genug. Nachdem man das passende Tier gefunden hatte, band man dessen Füsse zusammen und trug es zum Priester. Derjenige, der es überbrachte, tat dies mit dem Wort Tetelestai, was so viel bedeutete wie: Das Opferlamm ist gefunden.

Jesus, das reine und unschuldige Opferlamm, war völlig ohne Sünde. Nur deshalb konnte er stellvertretend für unsere Sünden sterben, damit uns die Strafe, die wir verdient hätten, erspart bleibt. Jesus führte ein Leben in Perfektion, ausgerichtet nach dem Massstab Gottes. Nie tat er etwas Anstössiges, weder kam ein kränkendes Wort über seine Lippen noch hat er je jemanden ungerecht behandelt. Er war das Opferlamm, das den heiligen Gott zufriedenstellte. Als Johannes der Täufer Jesus von Weitem kommen sah, rief er reflexartig: «Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt wegnimmt» (Joh. 1,29).

Nur Jesus, der völlig Mensch, aber gleichzeitig auch völlig Gott ist, war imstande, durch sein Sterben am Kreuz alle Menschen, die an ihn glauben, loszukaufen.

Ostern bedeutet, dass Jesus mein Opferlamm geworden ist, welches für mich starb.

Artikel aus ethos 04/2020.