Midlife-Crisis – ein Mythos, oder doch nicht?
Yvonne Schwengeler
13. Juni 2020

Viele Menschen – auch manche Christen – erleben so um die vierzig eine Phase des Umbruchs, der Unzufriedenheit. Zwischen 40 und 50 wird ihnen schmerzhaft bewusst, dass die Hälfte des Lebens hinter ihnen liegt. Mit einher geht manchmal das Gefühl, das Leben nicht genug ausgekostet und vieles verpasst zu haben, weil alles der Familie oder dem Beruf untergeordnet wurde.

Man spricht in der Regel von den Wechseljahren des Mannes, aber das stimmt so nicht. Auch Frauen beginnen um die vierzig plötzlich, ihre Lebensziele zu hinterfragen. Hinzu kommt bald auch noch das Klimakterium mit der hormonellen Umstellung. Bis anhin verlief das Meiste nahezu spielend. Man steht fest im Leben. Viele heirateten, gründeten eine Familie, reisten in alle Welt, bauten ein Haus und zogen die Kinder gross. Berufsziele wurden erreicht. Und plötzlich, in der Lebensmitte, gerät der Lebensfluss irgendwie ins Stocken. Was erstrebenswert war, scheint plötzlich leer und sinnlos. Zweifel melden sich.

  • Wer bin ich überhaupt?
  • Ist das schon alles?
  • Lebe ich oder werde ich gelebt?
  • Was will ich wirklich?
  • Hatte ich früher nicht ganz andere Vorstellungen von meinem Leben?

Die Frauen beginnen, sich kritisch im Spiegel zu betrachten. Die ersten Fältchen um die Augen, die ersten grauen Haare, schlaffere Haut, Gewichtszunahme. Das Gesicht hat seinen jugendlichen Reiz verloren. Die pubertierenden Kinder rebellieren, sind anstrengend und beginnen sich abzulösen. Wenn Frauen und Männer ihre Kinder oder die Karriere in den Mittelpunkt gestellt und die Beziehung mit dem Partner vernachlässigt haben, wird das Auseinanderdriften jetzt offensichtlich. Jeder lebt für sich. Der Ehealltag ist wenig prickelnd, läuft in sich wiederholender Monotonie ab. Manche Frauen fühlen sich dadurch eingeengt, enttäuscht und brechen aus. Die Klage: Der Partner nimmt meine Bedürfnisse und meine jahrelange Aufopferung für die Familie nicht wahr. Bestätigung oder Anerkennung, die das Alltagsgrau aufhellen würden – schön wär’s!

Die Gedanken sind nicht frei

Die Gefahr, zu denken, «das Gras hinter dem Zaun sei grüner und saftiger», liegt für Frauen in solchen Situationen nahe.

«Vor 25 Jahren haben wir geheiratet», sagt Gerda, «aber der Lack ist ab. Ich weiss nicht mehr, was mich früher an meinem Mann so faszinierte. Er scheint mich kaum noch als Frau zu sehen. Die kleinen Aufmerksamkeiten, mit denen er mich früher überraschte, sind längst passé. Ich vermisse seine Zärtlichkeit, sein Interesse an meinen Gedanken und Empfindungen. Was mich früher nicht kümmerte, ärgert mich nun: dass er seine Socken herumliegen lässt, den Klodeckel nicht schliesst, nachts schnarcht und morgens Mundgeruch hat! Zugegeben – vermutlich stört er sich auch an meinen Macken!»

Die negative Sichtweise auf ihren Mann führte dazu, dass sie Affären mit andern Männern hatte. Nein, nicht dass sie mit ihnen ins Bett gegangen wäre. Die Untreue spielte sich lediglich in ihren Gedanken ab. Sie ertappte sich, wie ihre Blicke immer wieder zu Simon schweiften, der in der Gemeinde so fantastisch Klavier spielte. Er war ein interessanter, einfühlsamer Gesprächspartner. In ihrem Kopfkino spielten sich Dinge ab, die sie beunruhigten. Aber trotz des schlechten Gewissens zog sie nicht die Reissleine, sondern gab sich ihrer Fantasie hin.

Nur Monate zuvor hatte sie sich nach einer Klassenzusammenkunft in einer ähnlichen Situation befunden. Da war Marc. Gut aussehend, sportlich, eloquent. Er überschüttete sie mit Aufmerksamkeit und zeigte ihr offen seine Bewunderung. Glücklicherweise war da aber diese innere Barriere, Gottes Wort, das sie daran hinderte, völlig den Kopf zu verlieren: «Du sollst nicht ehebrechen. Ich (Jesus) aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen» (Matth. 5,27+28). Das dürfte wohl auch umgekehrt gültig sein!

Wie sagte schon Luther? «Wie man nicht wehren kann, dass einem die Vögel über den Kopf herfliegen, aber wohl, dass sie auf dem Kopfe nisten, so kann man auch bösen Gedanken nicht wehren, aber wohl, dass sie in uns einwurzeln.»

Wir können nicht verhindern, dass Versuchungen bei uns anklopfen, aber sehr wohl, dass wir ihnen die Tür öffnen. Paulus mahnt die Galater: «Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, dass ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern» (Gal. 5,13).

Falsche Lösungsversuche

Bei Männern läuft die Krise etwas anders ab. Wenn sie merken, dass sie im Sport mit den ganz Jungen nicht mehr mithalten können und sich ein Bauchansatz bemerkbar macht, werden manche Stammgäste im Fitnessstudio oder stürzen sich in die Arbeit, bis über ihre Grenzen hinaus. Andere versuchen ihre Existenzprobleme und Krisen durch einen Partnerwechsel zu lösen. Eine junge, attraktive Frau soll den angeschlagenen Selbstwert wieder aufmöbeln. Der Kampf um sexuelle Reinheit nimmt bei Frauen und Männern unterschiedliche Formen an. Beim Mann beginnt der Kampf typischerweise mit seinen Augen, bei der Frau in ihrem Herzen und ihren Gedanken. Gerade heutzutage ist die Sexualität des Mannes mit vielen Herausforderungen und Versuchungen verbunden. Auf Schritt und Tritt wird er konfrontiert mit halbnackten Frauen in verführerischen Posen. Die Sexualität ist eines der Lieblingswerkzeuge des Teufels, um die Gläubigen zu Fall zu bringen. Die Versuchung lauert an allen Ecken. Wer ihr nachgibt, landet bald in der Sucht. Pornografie und Selbstbefriedigung können zu Selbstverachtung und depressiven Zuständen führen.

So mancher fragt sich entmutigt: Wie verhindere ich das Versagen und wie komme ich aus der Negativspirale der Pornografie heraus? Wie lebt man überhaupt Sexualität über Jahre hinaus schön und erfüllend?

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 06/2020.