In Sorge um Familie, Kinder, Erspartes, die Zukunft – was tun im Strudel der Geldentwertung? Ein Kommentar von Autorin und Kolumnistin Monika Hausammann.
Monika Hausammann
21. Juli 2022

300 Milliarden Euro. So viel will Ursula von der Leyen für die künftige «Energiefreiheit» Europas lockermachen. Nach 750 Milliarden Euro gegen Corona und 1000 Milliarden – einer Billion also – für einen «Green Deal». Und so wie es aussieht, wird auch der Wiederaufbau der Ukraine die EU einiges kosten. Man rechnet mit einem weiteren zwölfstelligen Betrag.

Während solche Meldungen wie «Pop-ups» kurz auftauchen und wieder verschwinden, hebt mittlerweile jedes Regionalblatt das Thema «Inflation» prominent auf die Titelseite. Dass all das aufs Engste verknüpft ist, mehr noch, dass das eine ursächlich für das andere ist, diese Tatsache findet in den Medien jedoch nicht statt. Für Christen aber, die berufen sind, von Gott her in Freiheit und Verantwortung in und mit den Wirklichkeiten dieser Welt, zu denen auch Geld gehört, zu leben, ist es meiner Meinung nach unerlässlich, die Mechanismen zu verstehen. Denn Tatsache ist: Die Qualität einer Währung und der Umgang mit Geld sind zuverlässige Gradmesser für den Zustand einer Gesellschaft. Wo dieser Zustand gut ist, bleibt Silber Silber. Wo dem nicht so ist, wird alles Silber zu Schlacke (vgl. Jes. 1,22).

Zum Thema Inflation gilt es nun zuallererst zu wissen, dass das Wort einer Neudeutung unterzogen wurde. Ursprünglich bedeutete Inflation nämlich nicht Teuerung im Sinn von steigenden Preisen in sämtlichen Produkte-Kategorien, sondern die Ausweitung der vorhandenen Menge an Geld durch den Herausgeber des Geldes – den Staat. Steigende Preise auf breiter Front sind nur Wirkung, die Ursache aber ist immer die Politik. Denn da Geld sich mit anderen Gütern wie Äpfeln, Milch, Mikrochips, usw. die Eigenschaft teilt – und je mehr davon verfügbar ist, es umso billiger wird –, bedeutet dies eine immer grössere Menge an vorhandenem Geld und dessen stetige Wertabnahme. Für einen Euro oder einen Franken erhält man also immer weniger.

Verdeutlichen lässt sich das anhand früherer zeitgeschichtlicher Epochen, als Geld noch nicht bloss Papier war beziehungsweise Einsen und Nullen: Damals geschah dieser Wertverlust dadurch, indem man dem Gold der Münzen Kupfer beimischte. Dass ein Kaufmann daraufhin für dasselbe Münzgewicht, das jetzt aber zur Hälfe aus Kupfer bestand, nicht dieselbe Menge an Waren verkaufte wie vorher, als er dafür dasselbe Gewicht an Gold erhielt, leuchtet ein. Genau dies aber geschieht mit den Währungen heute. Seit seiner Einführung als Bargeld 2002 hat beispielsweise der Euro, gemessen an den Preisen für Güter des täglichen Bedarfs, rund ein Drittel seines Werts eingebüsst. Gemessen an Gold sind es rund 80 Prozent, an Immobilien zwischen 40 und 50 Prozent. Alles lange bevor jene Ereignisse eintraten, die heute als Begründung für die steigenden Preise herhalten müssen.

Ein politisches Phänomen

Wenn jetzt also allenthalben behauptet wird, das aktuelle Anziehen der Konsumgüterpreise sei eine Art Schicksalsschlag, ein dem Markt geschuldetes Naturereignis höherer Gewalt, das uns als Gesellschaft infolge von Corona, Lieferengpässen und Krieg träfe – plötzlich und unvorhergesehen wie es in den AGB’s von Versicherungsgesellschaften heisst – dann ist das nur die halbe Wahrheit. Oder schlicht eine Lüge. Inflation ist nicht Schicksal und auch nicht «dem Markt» geschuldet oder «dem Kapitalismus». Nie und nirgendwo. Inflation ist immer und überall ein politisches Phänomen.

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