Wenn die Welt sagt, "es ist aus mit dir", wartet Gott in den Startlöchern.
Nicola Vollkommer
25. Juni 2016

Mitten in der Schlacht um die gemeinsame Vorbereitung eines Essens in unserer kleinen Küche landet fast immer ein Stück Geschirr oder ein Glas in Scherben auf den Fliesen. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, unsere Schränke sind sowieso viel zu voll. Das Problem ist, dass es immer die falschen Stücke erwischt. Das eine Glas, das sich perfekt in die anderen stapeln lässt und nicht so ein sturer Einzelgänger ist. Der Becher von der Studentenzeit, der einen sentimentalen Wert hatte. Die Salatschüssel, die wir zur Hochzeit bekamen. Darüber Tränen zu
vergiessen, bringt nichts. Ab in die Mülltonne damit, es gibt Schlimmeres im Leben als zerbrochenes Porzellan oder Glas.

Bei Gott gibt es kein «ab in die Mülltonne damit», wenn es um gebrochene Dinge geht. Im Gegenteil, er scheint eine Vorliebe dafür zu haben. Man könnte sogar behaupten, dass er erst dann Interesse an etwas hat, wenn es mülltonnenreif erscheint. Das Alabasterfläschchen musste erst zerbrochen werden, bevor es seinen Duft freisetzen konnte (Markus 14,3). Der Weizengriess, der als Speisopfer gebracht wurde, sollte in Stücke zerbrochen werden, bevor es mit Öl begossen wurde (3. Mose 2,6). Die Krüge, die Gideons Männer mit in den Kampf nahmen, mussten zerschmettert werden, bevor das Licht der Fackel, das in ihnen versteckt war, leuchten konnte (Richter 7,19). Gebrochenes Brot bildete das Kernstück des Abendmahls, symbolisch für den gebrochenen Leib des Herrn, der diejenigen, deren Herzen voller Scherben sind, einlädt, bei ihm Trost zu finden. Denn «nahe ist der Herr denen, die zerbrochenen Herzens sind» (Psalm 34,19).

Wenn die Welt sagt, «es ist aus mit dir», wartet Gott in den Startlöchern. Wenn die Welt schadenfroh den Kopf schüttelt, ist Gott schon dabei, Pläne für dich zu schmieden. Seine Geschichte mit dir fängt an der Stelle an, an der deine Geschichte mit dir scheitert, deine Träume in Scherben liegen und dir keine andere Möglichkeit übrig bleibt, als hundertprozentig auf die Hilfe des Herrn zu setzen.

(Artikelauszug aus ethos 06/2016)