«Magische» Themen sind Dauerbrenner an Schulen. Wird da – vielleicht aus Unwissenheit – für etwas missioniert, was in Gebundenheit führen kann? Ein Exkurs in die Thematik sensibilisiert für die wahren Hintergründe.
ethos-Redaktion
28. Februar 2016

Zunehmender Leistungsdruck, die stetig wachsende Zahl vernachlässigter und überforderter Kinder, die in einem schwierigen Umfeld aufwachsen und therapiert werden müssen, überzogene Forderungen der Eltern, die Reformwut realitätsfremder Bildungspolitiker ... Zweifellos ist es in der heutigen Zeit schwieriger geworden, einen interessanten Unterricht zu gestalten und eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der sich die Schüler positiv entwickeln können.

Viele Kinder leiden unter Konzentrationsschwäche, sind verhaltensgestört oder kennen weder Anstand noch Respekt den Lehrpersonen gegenüber. Wen wundert’s, wenn Pädagogen in ihrer Not zu gewissen Hilfsmitteln oder Methoden greifen, damit endlich wieder Ruhe einkehrt im Klassenzimmer? Dass es sich dabei oft um Praktiken handelt, die alles andere als harmlos sind, wissen die Wenigsten. Aufklärung tut hier not. Auch Eltern sind herausgefordert. Wie reagieren, wenn das Kind mit einer «harmlosen» Hexengeschichte in die Welt der Zauberei eingeführt wird oder der Lehrer als Entspannungsübung eine Traumreise durchführt? Anhand von Beispielen sollen verborgene Lehrinhalte verdeutlicht und Eltern mögliche Hilfestellung gegeben werden.


Die Faszination des Übersinnlichen

Bereits im Kindergarten ist das Malen von Mandalas gang und gäbe. Dabei erwähnt aber niemand, dass ein Mandala aus dem Buddhismus kommt und darin als eine Abbildung eines unsichtbaren (kosmischen) Reiches gesehen wird, in dessen Mittelpunkt die jeweilige Buddhawesenheit wohnt. Ziel ist es, auf meditative Art und Weise durch den Mittelpunkt hindurch eine Begegnung mit dieser Wesenheit zu ermöglichen. Natürlich handelt es sich bei den angebotenen Mandalas nicht um buddhistische Motive, sondern, wie es scheint, um harmlose Formen. Trotzdem werden die Kinder immer wieder angeleitet, zum Mittelpunkt hin oder vom Mittelpunkt weg zu malen. Sanfte meditative Musik verstärkt die beruhigende Wirkung noch. Hier geschieht durch Faszination eine Öffnung, die nach mehr verlangt. Diejenigen, die sich nicht so sehr für ein Mandala begeistern, werden auf jeden Fall mit dem Begriff einer buddhistischen okkulten Praktik vertraut gemacht und bekommen vermittelt, dass dies etwas Gutes und Beruhigendes sei.

Ängstlichen oder nervösen Kindern rät man, Kontakt mit ihrem Engel aufzunehmen oder sich gegen böse Träume einen Traumfänger über das Bett zu hängen. Inspiriert durch ein Englischbuch öffnet sich eine Gymnasiastin für den Kontakt mit der Geisterwelt, denn der darin beschriebene Auftritt eines Poltergeistes mit Namen Prunella wird für sie Realität. Dieser ist nicht nur lustig, sondern bietet seine Hilfe gar bei den Hausaufgaben an.

Im Religionsunterricht darf ein Mädchen unter Anleitung der Lehrerin beweisen, dass die Bewegung eines Pendels nicht durch übernatürliche Kräfte (Geisterwelt) geschieht, sondern durch eigenes Verhalten manipuliert wird, und wird so unbewusst in eine okkulte Praktik eingeführt. Eines Tages teilt sie ihren erschrockenen Eltern mit, dass sie nachts in ihrem Zimmer merkwürdige Geräusche und sogar schemenhafte Gestalten wahrnimmt. Von nun an muss unbedingt ihr Hund nachts in ihrem Zimmer schlafen. Welcher Geist sich hier in Tat und Wahrheit manifestiert, ist offensichtlich.

Auch manche Fernsehsendungen und Computerspiele animieren Kinder, sich mehr und mehr mit Magie und Zauberei zu beschäftigen und sich gedanklich in Fantasiewelten aufzuhalten. Die reale Welt wird dadurch für sie immer langweiliger. Wenn sich ein Kind dann noch stundenlang allein ins Zimmer zurückzieht und Beziehungen abblockt, sollten spätestens die Alarmglocken läuten.


Verborgene, aber klare Strategie

Wie kommt es, dass unsere Kinder solchen Einflüssen so massiv ausgesetzt sind? Fritjof Capra, einer der Vordenker der New Age-Bewegung, erklärte in den Neunzigerjahren, dass die Bewegung ihre Ziele zur Transformation dieser Welt und der Menschheit (der Mensch wird göttlich und die Welt ein Paradies mit einer Welteinheitsreligion) u. a. dadurch verwirklicht, indem sie das Interesse für okkulte und paranormale Phänomene weckt. Dies geschieht derzeit in breitem Masse, in die Wege geleitet und gesteuert durch die Esoterik. Der Begriff «Esoterik» hat die gleiche Bedeutung wie «Okkultismus», nämlich: verborgen oder geheim.

Auch Michael Ende, der literarische Wegbereiter des New Age-Gedankenguts, setzte sich zeit seines Lebens mit philosophischen Systemen auseinander, denen ein magisches Weltbild zugrundeliegt. Schon früh kam er mit okkulten Schriften in Kontakt, dazu gehörten auch solche des Satanisten Aleister Crowley. Ohne Zweifel gelang es ihm, mit «Momo» Massen zu begeistern, während er anthroposophische Erleuchtungen seines Vorbilds Rudolf Steiner über die Geisterwelt verbreitete. Auch seine «Unendliche Geschichte» gehört inzwischen zu den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur.

Und seit «Alice im Wunderland» sind selbstheilenden Phantasiereisen keine Grenzen mehr gesetzt. Im Mai 2016 soll die Fortsetzung der erstmals 1865 in Buchform berühmten Geschichte von Lewis CarrolI in die Kinos kommen. Pädagogisch wertvoll? Harmlos? Der Trailer des Films spricht eine andere, eindeutige Sprache.


Ein Pakt mit dem Teufel?

Wer würde erwarten, dass der mit Kinderbuchpreisen überhäufte Autor des Bestsellers «Die kleine Hexe», der in zig Sprachen übersetzt wurde, aus einem okkulten Hintergrund kommt? Ottfried Preussler selbst (weitere Werke von ihm sind: «Der kleine Wassermann», «Der Räuber Hotzenplotz», «Krabat» und «Das kleine Gespenst») bestätigt seine eigene magische Vergangenheit und den Glauben an das Übersinnliche. In einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin «Focus» sagte er auf die Frage, ob in seiner Familie Magie immer eine grosse Rolle gespielt habe: «Ja, eine meiner Grossmütter hatte das sogenannte Zweite Gesicht, und unter meinen Vorfahren in Böhmen hat es zwei Zauberer gegeben. Ich bin ja fest davon überzeugt, dass es eine schwarze Magie gibt, mit der man Menschen schadet, und auf der anderen Seite die weisse Magie. Das ist ein uralter Begriff, der schon in der Kabbala auftaucht. Auch für die weisse Magie muss man ein Bündnis mit dem Teufel eingehen, anders geht es nun mal nicht. Aber man bewirkt Gutes, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.» Geht’s noch deutlicher?

(Artikelauszug aus ethos 02/2016.)