Zwischen Realität und Parallelwelt: Wie in dem Sog des medialen Zeitalters fokussiert bleiben? Evangelist Mirko Cavar erzählt im Gespräch von dem Halt, der krisenbeständig ist.
Interview: Carina Schwegler
15. Dezember 2022

Mirko, dein Feuer für Jesus ist ansteckend. Wer dich von Social Media kennt, weiss um deinen Eifer, die Frohe Botschaft des Evangeliums weiterzugeben. Bist du seit deiner Kindheit mit Gottes Wort vertraut?

Als gebürtiger Kroate bekam ich den katholischen Glauben in die Wiege gelegt. Aber die Berührungspunkte damit bestanden in meiner Familie eigentlich nur in der Aussage: «Klar, wir glauben an Gott.» An Weihnachten fuhren wir jeweils zusammen zur Messe, aber sonst waren wir zu keinem Anlass in der Kirche. Das lag unter anderem auch daran, dass meine Eltern sehr viel in unserem Restaurant gearbeitet haben, weil sie uns ein schönes Leben ermöglichen wollten.

Als Kind sagte ich vor dem Schlafengehen immer wieder mein auswendig gelerntes Gebet auf. Irgendwie hatte ich das Bewusstsein: Es gibt einen Gott, der mich sieht. Mit der Bibel konnte ich allerdings nichts anfangen. Auch was Jesus für eine Rolle spielt, das Geschehen am Kreuz – ich wusste nicht, was das mit mir persönlich zu tun hat. Was Sünde ist und dass ich selbst ein Sünder bin, davon hatte ich keine Ahnung. Erst Jahre später verstand ich wirklich, was es mit einer persönlichen Beziehung zu Jesus auf sich hat.

Wie kam das? Hattest du ein ausschlaggebendes Erlebnis?

Als ich 15 Jahre alt war, bekam mein Vater Magenprobleme. Die viele Arbeit im eigenen Restaurant und der tägliche Stress hatten ihre Spuren hinterlassen. Bei einer Untersuchung wurde ein Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs und mehrere weitere Tumore festgestellt. Nach der Operation sah erst alles recht gut aus. Aber die Wunde entzündete sich und er musste erneut operiert werden. Dabei entdeckte man, dass mein Vater bereits voll war mit Krebs und keine Chance mehr auf Heilung bestand. Von einem Moment auf den anderen änderte sich alles.

Es ist nicht schön, einem Menschen zusehen zu müssen, wie er immer kränker wird. Mein Vater wurde durch die ganzen Schmerzmittel immer passiver, das Wasser sammelte sich in seinem Körper – all die unschönen Details eines Sterbenden.

Nach seinem Tod erzählte mir meine Mutter von einem Vorfall, der bereits Jahre zurücklag. Übermüdet war mein Vater nachts durch einen Tunnel gefahren und verübte einen schlimmen Selbstunfall. Im Krankenhaus war er einen Moment weg – wahrscheinlich klinisch tot. Meine Mutter schilderte, wie sie an seinem Bett stand. Da wachte mein Vater auf. Er sah sie an, kniff dann aber schnell die Augen wieder zu. Sie fragte ihn: «Was ist los? Warum machst du das?» Er sagte nichts weiter dazu. Später erzählte er ihr, er habe aus dem Zustand, in dem er sich befand, als er «tot» war, nicht wieder weg gewollt ...

Man hört ja immer wieder von diesen Nahtoderlebnissen. Einige sehen furchtbare Sachen, andere erzählen von einem wunderbaren Erlebnis. Ich bin immer vorsichtig bei sowas. Ich kann nicht sagen, was das bei meinem Vater war. Aber irgendetwas hat er gesehen.

Diese Geschichte führte dazu, dass ich begann, ernsthaft über das Leben und den Tod nachzudenken. Das konnte nicht alles Zufall sein! Oft lag ich nachts im Bett und meine Gedanken kreisten um diese Dinge. Eine tiefe Furcht kroch in mir hoch, die ich zu verdrängen versuchte.

Wie ging es weiter?

Es folgte eine vaterlose Jugend, in der ich alles ausprobierte. Allen möglichen Mist habe ich gebaut, Bekanntschaften gehabt. Mit 19 musste ich wegen einer ganz banalen Sache zum Arzt. Nach dem Ultraschall wurde mir mitgeteilt, ich hätte wahrscheinlich einen Tumor. Mir wurden jedoch gute Heilungschancen in Aussicht gestellt. Aber es warf mich erst mal aus der Bahn und liess mich ins Nachdenken kommen.

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 01/2023