Gott hat das Leben von Hanna nicht abgebrochen. Er hat alle Tage unseres Lebens gezählt.
Dan
7. August 2021

Susanne und Martin, was passierte an diesem Freitag, als sich euer Leben nachhaltig veränderte?

Martin: Einige Wochen vor dem Unfalltag hatte ich einen neuen Job angenommen und musste die zweimonatige Einarbeitungszeit im 500 km entfernten Esslingen absolvieren. So war ich unter der Woche dort und nur an den Wochenenden zu Hause bei meiner Familie.

Am frühen Freitagnachmittag erhielt ich einen Anruf der Polizei. Ein grosses Unglück sei passiert, meine Frau und unsere kleine Tochter in Lebensgefahr und auch mein Sohn läge mit Verletzungen im Krankenhaus.

Wie soll ich erklären, was ich fühlte? Ich war total unter Schock, stieg sofort ins Auto und fuhr im Freitagnachmittagsverkehr die lange Strecke nach Bielefeld. Unaufhörlich jagten sich die Gedanken in meinem Kopf.

Susanne: Mit Levin und Hanna hatte ich eine Freundin zu ihrem Geburtstag besucht. Lea, unsere älteste Tochter, war in der Schule. Nur etwa zwei Kilometer vor unserem Zuhause kam ich, aus bis heute völlig unerklärlichen Gründen, von der Landstrasse ab auf die Gegenfahrbahn und prallte mit voller Wucht frontal gegen einen entgegenkommenden Bus. An den Unfall erinnern kann ich mich bis heute nicht, auch nicht, was die Ursache dafür sein könnte.

Deine Fahrt nach Hause, Martin, das müssen endlose Stunden gewesen sein ...

Ja. Wie gesagt, ich stand völlig unter Schock und es war sicher nicht gut, dass ich mich einfach ins Auto gesetzt habe und alleine losfuhr, aber zu dem Zeitpunkt verschwendete ich keine Gedanken daran. Alles in mir wollte so schnell wie möglich zu meiner Familie.

Während der Fahrt rief mich der Oberarzt an und teilte mir einige Details über den Zustand meiner Lieben mit. Ich war also informiert, dass etwas ganz Schlimmes passiert war. Im Auto schrie ich in meinem Herzen immer wieder: «Bitte, himmlischer Vater, bewahre meine Lieben! Herr, du kannst alles haben, meinen Job, mein Auto, mein Haus – du kannst mir alles komplett nehmen, aber bitte, bitte, bewahre meine Familie!»

Wie ging es weiter?

Susanne: Wir waren drei Schwerverletzte. Deshalb teilten sie uns anfangs auf verschiedene Krankenhäuser auf, weil jedes nur über einen Schockraum verfügt.

Levin war ansprechbar und konnte vom Unfall berichten: wie er nach mir gerufen hat, wie ich ihm nicht geantwortet habe, wie die Sanitäter kamen und ihn fragten, ob sie ihm die Hose aufschneiden dürften. Das wollte er nicht. Auf der Fahrt ins Krankenhaus haben sie ihn in Narkose versetzt.

Martin: Am Freitagabend versuchten die Ärzte, Susanne aus der Narkose zu holen. Dies entpuppte sich als unmöglich. Bei den Ärzten schrillten alle Alarmglocken. Sie wurde in derselben Nacht nach Bethel, eine Klinik mit Neurologie und Neurochirurgie, gebracht.

Hier stellte man fest, dass meine Frau zudem einen Halswirbel gebrochen hatte, der umgehend operativ versorgt werden musste. Man verlegte sie auf die Intensivstation und in dasselbe Zimmer wie Hanna. Levin war in der Kinderklinik gegenüber. Während den zwei Wochen seines Krankenhausaufenthalts war immer jemand aus der Familie bei ihm. So war er nach meinen Besuchen nie allein, wenn ich wieder ins Krankenzimmer auf der anderen Strassenseite wechselte.

Susanne, wie sahen deine Verletzungen aus?

Susanne: Mein linker Oberschenkel und die linke Kniescheibe waren gebrochen, der rechte Oberschenkel zertrümmert. Der linke Arm und der zweite Halswirbel gebrochen. Meine Lunge war eingefallen. Der Frontallappen meines Gehirns war verletzt und drei der vier Pulsadern, die zum Hirn hochgehen, beschädigt, eine komplett verschlossen. Das Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden, wurde extrem hoch eingestuft, deshalb sedierten die Ärzte mich ganz tief.

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