Lehren und Lernen ist für Juden ein hohes Gut. Auch in Ghettos und Konzentrationslagern fanden sie häufig Möglichkeiten, Kindern Wissen zu vermitteln – das geschah zum grossen Teil unter Lebensgefahr. Die Nationalsozialisten indes versuchten, das jüdische Streben nach Bildung durch Verbote zu stoppen.
Elisabeth Hausen
17. Februar 2022

Das hebräische Wort «Tora» bedeutet wörtlich: «Weisung», «Lehre». Somit hat das Lernen in der jüdischen Tradition einen besonderen Stellenwert. Jungen und Mädchen sollen Lesen lernen und folglich befähigt werden, Gottes Wort zu verstehen. Aber auch eine umfassende Bildung, die über das Theologische hinausgeht, gilt als erstrebenswert. Zu diesem Zweck gründeten Leopold Zunz und seine Mitstreiter 1819 in Berlin die «Wissenschaft des Judentums». Selbst vor den Toren der Ghettos und Konzentrationslager hörte das Streben nach Bildung und Wissen nicht auf.

Theresienstadt war eine Mischung aus Ghetto und Konzentrationslager. Hier war ein Zionist aus Russland interniert, der Eretz Israel (das Land Israel) besucht hatte: der 1884 geborene Moises Woskin-Nahartabi. Vor der Deportation arbeitete er als Professor für semitische Sprachen in Halle/Saale. 1923 gründete er in Leipzig die Privatschule «Techija» (Auferstehung) für hebräische Sprache und Literatur. Ein paar Jahre nach der nationalsozialistischen Machtergreifung zog er nach Prag. Am 13. Juli 1943 wurden Nahartabi, seine Frau und die Tochter nach Theresienstadt deportiert.

Doch dies bedeutete nicht das Ende seiner Lehrtätigkeit: Auch im Lager gab er Kurse, in denen er auf Hebräisch seinen Schülern unter anderem Wissenswertes über Eretz Israel vermittelte. Trotz der schweren physischen Bedingungen und des Mangels an Lehrmaterial gelang es den Juden im Ghetto Theresienstadt, ein Bildungswesen aufrechtzuerhalten.

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