Der Zauber eines mediterranen Frühlings.
Kevin Winterhoff
26. Februar 2020

Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie das Wort «Mallorca» hören? Tolle Strände? Warme Temperaturen? Die Aktiven unter uns denken möglicherweise an Wanderurlaub oder Fahrradfahren. Und ganz sicher assoziieren viele diese Insel mit wilden Partys und biertrinkenden, herumgrölenden Jugendlichen.

Doch Mallorca hat weitaus mehr zu bieten als den «Ballermann» am Strand von Arenal. Gegen das Vorurteil, Mallorca sei das Party-Mekka schlechthin, setzt sich die Tourismusbehörde in den letzten Jahren vermehrt ein. Teils tut sie dies mit rigiden Gesetzen und versucht so, die schlimmsten Auswüchse einzudämmen. Dabei wächst innerhalb des Tourismus ein neuer Bereich stark an. Neben dem typischen Strand- oder Aktivurlaub gewinnt der «Turismo rural» (der ländliche Tourismus) immer mehr an Bedeutung. Die Urlauber zieht es weg von den Hotelanlagen der Küste hin zum Inland, zu kleinen Fincas und verträumten Landschaften.

Bedrohte Natur

Durch glückliche Umstände bekam ich die Möglichkeit, auf einem privaten Fincagelände die Natur zu erkunden. Mein Auftrag lautete, die Schönheit des landwirtschaftlichen Raumes mitsamt seiner natürlichen Pflanzen- und Tierwelt einzufangen. Die Natur Mallorcas steht, wie jedes touristisch genutzte Gebiet, unter starkem Druck. Infolge Bautätigkeit oder Freizeitanlagen verschwinden immer mehr Naturflächen. Gegenden, in welchen die Natur noch Platz und Raum hat, sich zu entfalten und auszubreiten, finden wir vorwiegend in Skandinavien, Osteuropa und den Nationalparks. Ökologische Landwirtschaft mit kombinierter Naturnähe bleibt in Westeuropa hingegen oft Wunschdenken. So kommt es nicht nur zu einer Verarmung der Lebensräume unserer Breiten, auch in der Bevölkerung nimmt die Unkenntnis über die Natur zu. Was haben Wiesenschaumzikade, Wendehals, Wiedehopf oder Orchideen gemeinsam? Alle diese Arten kommen nur in einer intakten Natur vor. Noch vor wenigen Jahrzehnten konnte man sie in den meisten Teilen Mitteleuropas beobachten, was heute leider nicht mehr zutrifft.

Ein Lied in der Nacht

Für mich war diese Reise wie eine Wellnesswoche. Zum einen lag das natürlich an den täglichen Exkursionen und Wanderungen, zum anderen aber auch an der Vielzahl der angetroffenen Arten. Welch ein Unterschied, beim recht einfältigen Gezwitscher von Kohlmeise und Buchfink aufzuwachen oder dem geradezu orchestralen Gesang der Nachtigall! Jeden Morgen davon geweckt zu werden und nachts gleichzeitig den Ruf des Triels zu hören, war auch für mich als Naturfotograf eine einzigartige Erfahrung.

Den Preis für den tollsten Sänger teilen sich Triel und Nachtigall, und zwar gerecht verteilt auf Nacht und Tag. Der Triel gehört nämlich zu den wenigen Vögeln, die nachts singen und aktiv sind. Tagsüber steht er meist nur herum, oft im Schatten, nicht selten wirkt er dabei ein wenig dümmlich. Das liegt wohl an seinen grossen gelben Augen, mit denen er tagsüber bewegungslos vor sich hinstarrt. Auch wenn er sehr scheu ist, gelang es mir zum Glück einmal, mich recht nah heranzuschleichen.

Das Lied der Nachtigall ist vermutlich noch jenen vertraut, die in ländlichen Gebieten wohnen. Laut und klar ertönt es jeweils aus Gebüschen und Bäumen. Den Meistersänger zu erkennen, ist aber gar nicht so leicht, sieht er doch recht unscheinbar aus.

Lesen und bewundern Sie die eindrückliche Fotoreportage in ethos 03/2020.