Das Musikerehepaar Getty ruft auf, über den Tod und die Hoffnung in Christus zu singen. In Anbetung und Lobpreis darf die Ewigkeit nicht fehlen. Weil die Welt nicht ihr Zuhause ist, können sich Christen in allen Umständen freuen.
Interview: Nicola Vollkommer/Daniela Wagner; Übersetzung: Jessica Uttenweiler
26. August 2020

Eure Hymnen sorgen in den Gottesdiensten rund um den Globus sonntäglich für Worship-Glanzlichter. Aus eurer Feder stammt unter anderem auch das Lied «In Christ Alone», einer der ganz grossen Choräle der Christenheit. Unlängst hast du, Keith, gewarnt, manche der modernen Gottesdienst-Bewegungen würden deiner Meinung nach dazu beitragen, dass Gottes Volk «entchristianisiert» wird.
 
Keith Getty:
Allein der Gedanke, dass Christsein bedeutet, inspirierende Erfahrungen zu machen, ist schon nicht biblisch. In vielen der modernen Anbetungslieder geht es mehr um die eigenen Emotionen als um eine solide, gesunde Lehre und biblische Wahrheit. Das Ergebnis ist eine Generation, der eine echte Verwurzelung in ihrem Glauben fehlt. Eine authentische Generation zeichnet sich dadurch aus, dass sie Gott durch sein Wort wirklich kennt und ihm auch zuhört. Sein Wort setzt den Massstab. Es ordnet unsere Prioritäten. Die Bibel redet wieder und wieder über Tod, Auferstehung und die neue Schöpfung – aber weniger als fünf Prozent der modernen Lobpreislieder benennen überhaupt die Ewigkeit. Also ja – diese «Entchristianisierung» ist in vollem Gange und sie ist sehr gefährlich!

Könnt ihr erläutern, weshalb es so zentral ist, in der Nachfolge Jesu die Ewigkeit im Blick zu haben – keine Flucht ins Jenseits, aber Motivation und Kraft fürs Diesseits? Die heutige Generation muss doch im Hier und Jetzt fertigwerden mit den Anforderungen des Lebens.

Genau dadurch, dass wir unsere ewige Bestimmung kennen, können wir mit dem Hier und Jetzt fertigwerden. Ich stimme nicht überein mit dem Gedanken, dass auf die Ewigkeit gerichtete Christen hier auf der Erde zu nichts wirklich zu gebrauchen sind. Eigentlich trifft genau das Gegenteil zu: Wenn Christen ihre Hoffnung auf die Ewigkeit setzen, haben sie täglich die Kraft, Gutes zu tun, ihren Nächsten zu lieben und mutige Zeugen für Christus zu sein. Wir können mit unbegrenztem Mut leben, weil wir wissen, dass diese Welt nicht unser Zuhause ist – und das ist der Grund, warum wir sogar in den grössten Schwierigkeiten trotzdem noch eine authentische Freude haben können, die der Welt zeigt, dass wir anders leben.
 
Es leuchtet ein, dass, wer an Gott glaubt, ihn kennen muss – wissen, wie er ist, wie die Beziehung Mensch – Gott aussehen soll –, sonst folgt der Mensch wohl eher eigenen «Gottesvorstellungen» als dem wahren Gott. Könnt ihr kurz erläutern, wie ein «authentisches Bild des Gottes der Bibel» aussieht? Was heisst «Christsein» eurer Meinung nach
?

Jesus Christus ist das einzig authentische «Bild des unsichtbaren Gottes» (gemäss Kolosser 1,15). Christsein heisst ganz einfach, sein Vertrauen ganz auf Jesus zu setzen und ihm täglich nachzufolgen. Er hat uns nie versprochen, dass wir cool sein würden, wenn wir ihm folgen, oder ein einfaches Leben haben würden. Jeder, der das behauptet, hat sich wohl noch nicht die Zeit genommen, wirklich auf Christus zu hören.

Ganz im Gegenteil: Gottes Wort sagt uns, dass wir teilhaben werden an Jesu Leiden und dass es das aber wert sein würde. Das ist der Grund, warum unsere Lieder sich immer um Jesus drehen und darum, wer er ist und was er für uns getan hat. Denn Christ zu sein heisst, Jesus zu lieben und ihm täglich ähnlicher werden zu wollen.

Lobpreis- oder Anbetungslieder sind Gottesdienst. Wie sieht Anbetung aus, die Gott ehrt? Die Bibel sagt da einiges dazu, oder?

Anbetung im weitesten Sinne ist, was wir mit unserem ganzen Leben tun sollen. Römer 12,1 sagt uns, wir sollen unseren Körper als lebendiges Opfer Gott zur Verfügung stellen, was geistlich gesehen unsere wirkliche Anbetung Gott gegenüber darstellt. Also alles zu tun, um ihn zu ehren und zu verherrlichen – beim Kindererziehen, Essenkochen, Ausruhen, Sportmachen, indem wir treu bei der Arbeit sind, unseren Nächsten lieben oder Freundschaften geniessen.

Gott ruft die Gläubigen auf, sich in Kirchen und Gemeinden zu versammeln, um ihn zusammen anzubeten. Die Bibel sagt uns, auf was es ankommt, wenn Christen sich treffen, um anzubeten: Christus zu verherrlichen und seinen Leib aufzuerbauen. Wie Luther sagte, sollen wir das Wort predigen, das Wort lesen, das Wort singen und das Wort zusammen beten.

Lesen Sie das ganze Interciew in ethos 09/2020.