Wie wir neuen Aufschwung finden, wenn die Äcker des Lebens brachliegen.
René Christen
3. März 2021

Ein Stuhl hat vier Beine – hinten zwei und vorne zwei. Ich möchte ihn als Beispiel benutzen, welches mir mehr und mehr eine Denkhilfe für ein stabiles Leben und Arbeiten im Gemeinde­dienst wurde. Wenn diesem Stuhl ein Bein fehlt, dann wird das Ding schon etwas unstabil. Fehlen gleich zwei, beispielsweise die hinteren beiden, wird das Sitzen darauf ermüdend. Fehlen drei oder gar alle vier Beine, dann falle ich zu Boden. Nicht wenige sind im «Dienst für den Herrn» auf dem harten Boden gelandet und nicht wenige sind nie mehr aufgestanden.

Womit ich diese Stuhlbeine vergleichen möchte: Das vordere Paar ist für mich ein Bild für eine stabile Motivation durch den immer neuen Einblick in die gewaltige, jetzt gegenwärtige Erlösung durch Jesus Christus.

Das hintere Paar ist die Motivation durch den Weitblick in die Ewigkeit, aufs Ziel hin. Beides möchte ich in diesem Artikel tiefer erklären.

Biblisch gesunde Motivation

Bis vor ungefähr zehn Jahren arbeitete ich mehr oder weniger begeistert in einem vollzeitlichen Gemeindedienst als Jugendarbeiter. Ich hatte Erfolg, die Jugendarbeit wuchs ständig. Aber genau dieser Erfolg wurde mir immer mehr zur Falle: Meine Motivation war sehr schnell bedroht, wenn ich in allem Vorwärtsdrängen Rückschläge erlebte. Letztlich war ich voll abhängig von dem, was ich – wohl mit Gottes Hilfe – leistete. Und so freute ich mich im Grunde genommen an mir, an meinen Leistungen, ernährte mich vorwiegend an den Bestätigungen durch andere. Entsprechend litt ich dann an Misserfolgen, an Kritik, an Fehleinschätzungen. Dann kam jenes Jahr meiner Auszeit. Ich stand nicht mehr auf der Bühne, nicht mehr auf der Kanzel. Woche für Woche wurde ich hilfloser, orientierungsloser, wusste gar nicht mehr, was mich für diese Arbeit motiviert. Und so beschloss ich innerlich je länger je mehr, die Gemeindearbeit ganz zu verlassen. Doch an diesem tiefsten Punkt meiner Motivation, meiner Berufung, wartete Gott geduldig auf mich.

Während einer Predigt veränderte sich meine Sichtweise. Ich realisierte, dass sich meine Motivation unabhängig von Erfolg oder Misserfolg nähren musste, ich entdeckte das Geheimnis biblisch gesunder Motivation. Das löste eine Dynamik aus, die mich auch durch die Jahre mit Tumor und Chemotherapie und durch den Wiederaufbau einer zerfallenen und verwaisten Gemeinde begleitete. Was meine ich mit diesem «Geheimnis biblischer Motivation»? In den vergangenen Jahren habe ich viel darüber gepredigt und geschrieben. Es ist der Blick hinein in jene Bibeltexte wie Nehemia 8,10: «Lasst den Mut nicht sinken, denn es gibt etwas, das euch Kraft gibt.» Und was ist dieses «etwas»? Hier ist die Antwort: «Die Freude am Herrn». Die Freude daran, wie umfassend, wie vollendet, wie geduldig und unverdient Jesus mich sein Kind, sein Eigentum nennt. Und das, obwohl er mich kennt!

Einen weiteren Text über dieses biblische Motivationsgeheimnis lesen wir in Psalm 73,28. Asaf schreibt über seine Begeisterung im Einsatz für Gottes Sache: «Gott, deine wunderbaren Taten will ich weitererzählen.» Er gibt nicht auf. Seine Stuhlbeine stehen fest, sie sind stabil. Aber wie kommt es denn dazu? Auch die Antwort finden wir in diesem Psalm: «Ich aber darf dir immer nahe sein, mein Herr und Gott.» Da ist sie wieder, diese Motivation, diese kraftspendende Sicht, dass ich durch Jesus Christus teuer erkauft bin und dadurch – ob mir bewusst oder nicht – ständig in der unmittelbaren Nähe Gottes bin. Er hat mich in sein Reich versetzt (Kol. 1,12–14), ich bin in seiner Hand (Joh. 10,27–28).

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 03/2021.