«Unser Gott ist voll Erbarmen. Darum wird auch der helle Morgenglanz aus der Höhe zu uns kommen, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben, und um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken» (Luk. 1,78 NGÜ).
Manfred Müller
2. Mai 2021

Diese uralte Verheissung der Bibel führt es uns vor Augen: Gott lässt sein Licht selbst noch in die unheimliche Finsternis dieser Welt hineinleuchten. Licht kann ganz unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Für verschüttete Bergleute signalisiert das Licht der Bergungsmannschaft Leben. Für Einbrecher bedeutet es die Gefahr, entdeckt zu werden. Was bedeutet das Licht des Evangeliums für Sie?

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte kürzlich: «Es wird noch eine ganze Zeit an uns allen liegen, wie wir durch diese Pandemie kommen. Die neben dem Impfstoff wirksamsten Mittel haben wir selbst in der Hand, indem wir uns an die Regeln halten, jeder und jede von uns. Wir alle zusammen.»

Jeder, ohne Ausnahme, soll sich «an die Regeln halten». Diese Sichtweise ist für Missbrauch zumindest anfällig, denn wer diese Regeln setzt, beherrscht das gesamte gesellschaftliche und persönliche Leben der Bürger. Und wenn das «neben dem Impfstoff wirksamste Mittel» doch nicht greifen sollte? Findet sich dann womöglich ein Schuldiger, der sich nicht an die Regeln hielt?

«In der Welt habt ihr Angst»

Als «Hilfsaktion Märtyrerkirche» arbeiten wir zurzeit in 50 Ländern. Dort helfen wir verfolgten Christen; gleichzeitig lernen wir viel von ihnen. In Indien erleben wir beispielsweise, was geschehen kann, wenn die Mehrheit der Gesellschaft schuldige Verursacher bestimmter Probleme ausmacht. Bei der «Hindutva»-Ideologie, ein System des politisch instrumentalisierten Hinduismus, kommt es vor, dass man Christen einfach die kleineren und grösseren Unglücke im Leben anhängt. Missernten, wirtschaftliche Miseren, Arbeitslosigkeit, Krankheit werden dann als Strafe der indischen Götter wahrgenommen. Diese Götter rächen sich damit, weil Hindus es zulassen, dass im «geheiligten Land» missioniert werden darf. Soll es besser werden, muss man diesen Zustand entsprechend unterbinden. In so einer Atmosphäre kann schon ein Gerücht die angespannte Lage zwischen Hindus und Christen eskalieren lassen.

Wie gehen Christen in Indien mit diesem Druck um? Sie orientieren sich an dem lebendigen Wort Gottes, der Bibel. Es ist interessant, festzustellen, wie ausgesprochen wichtig sie verfolgten Christen ist. Auch in unserem Leben sollte allein die Bibel die Richtschnur sein. Gottes Wort zeigt uns deutlich, dass es solche «Tun-Ergehens-Zusammenhänge» zwischen Glück und Unglück gar nicht gibt. Das wäre auch ein erbarmungsloses Gesetz; fordert es doch, dass alle das Gleiche tun müssen, weil man nur so ein Unheil abwehren kann. Aber: Warum schürt Kanzlerin Merkel Angst?

«In der Welt habt ihr Angst», sagt Jesus. Die Bibel weiss, dass die Menschen vor Angst vergehen in Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen sollen. Aber, und darauf weist das Wort hin, den lebendigen Gott fürchten sie nicht. Wir lesen in der Bibel, was das Problem ist: die Sünde, die den Tod bringt. Doch es gibt eine gute Nachricht, ein rettendes Serum, dass gegen diese tödliche Krankheit in die Welt gekommen ist, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis leben – uns verlorenen Menschen.

Nicht nur die Politik irrt, wo sie denkt: Wir haben es selbst in der Hand. Schon lange haben wir das alles nicht mehr im Griff. Was sollen wir denn tun? Wollen wir uns etwa am eigenen Schopf aus dem Morast ziehen? Nein, es braucht Hilfe von aussen. Den Blickwechsel zu dem, der tatsächlich alle Fäden in der Hand hält: Jesus. Er ist der Helfer, der Retter, der Heiland. Jesus ist der HERR! Der Liederdichter drückt es treffend aus: «Harre, meine Seele, harre des Herrn! Alles Ihm befehle, hilft Er doch so gern. Sei unverzagt! Bald der Morgen tagt, und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach. In allen Stürmen, in aller Not, wird Er dich beschirmen, der treue Gott!»

Das tröstet. Das gibt Kraft in Zeiten, wo man denkt, dass alles bricht. Etwas anderes kann da gar nicht helfen. Aber Jesus kann.

Kein Grund zur Resignation

Über allem Schweren ist für Christen deshalb eins klar: Es besteht kein Grund zur Resignation! Die Gemeinde Jesu, der einzelne Christ, steht unter Gottes Schutz: «Wenn alles bricht, er verlässt uns nicht, grösser als der Helfer ist die Not ja nicht.» Und dabei ist die Not mit Händen zu greifen. Wir erleben eine Welt in Angst. Aber Angst kommt nicht von Gott. Die bringt der alte böse Feind in die Welt. Angst wurde und wird immer wieder geschürt, um Menschen gefügig zu machen, um zu manipulieren. In diese Angstmacherei hinein spricht Jesus: «Seid getrost!» Er weiss um die Kraft des Heiligen Geistes, um den Trost des Überwindens. Im Aufblick auf Jesus haben daher seit jeher Menschen die Kraft gefunden, Angst zu überwinden. Diese Erfahrung sollen wir weitergeben.

Zu Zeugen berufen

Christen sind Hoffnungsträger, Mutmacher, Korrektiv, Salz und Licht. Jesus beruft seine Gemeinde zum Zeugendienst: «Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen» (Matth. 5,13–16).

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 05/2021.