Schönster Tag des Lebens oder lebenslang immer schöner? Viele Paare schlittern ziemlich planlos in eine Beziehung hinein, die doch ein Leben lang halten soll. Ein Plädoyer für eine Ehevorbereitung.
Peter Güthler
14. Oktober 2019

«Heiraten, aber richtig!» So lautet der Titel eines Ratgebers, in dem heiratswillige Paare «wertvolle Tipps für den besten Start ins Glück» erhalten. Einer Zeitachse lässt sich entnehmen, wie viele Wochen oder Monate vor dem Hochzeitstermin sie einen Tanzkurs belegen oder sich um Trauzeugen, Fotografen und Brautkleid kümmern sollten. Der Hochzeitstag wird generalstabsmässig geplant – schliesslich soll er zu einem unvergesslichen Erlebnis werden!

Doch die Vorbereitung auf die Ehe ist bei vielen Heiratswilligen ein weisser Fleck in der persönlichen Ausbildungslandschaft – und das, obwohl sie die wichtigste und intimste Beziehung ist, die Menschen miteinander eingehen können.

In Lukas 14,28 stellt Jesus die (rhetorische) Frage: «Wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht vorher hin und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung habe?» Zumindest beim Turmbau würde das niemand wagen. Aber in Sachen Ehe passiert das ständig.

Gott, der Erfinder der Ehe, setzte sie selbst in 1. Mose 2,24 mit den Worten ein: «Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden.»

Eine Klasse kann man wiederholen und den Beruf wechseln – eine Ehe aber soll nach Gottes Willen ein Leben lang halten, «bis dass der Tod sie scheidet». Wenn nicht, hat dies für die Betroffenen dramatische Konsequenzen.

Der Entschluss, eine Ehe einzugehen, gehört daher zweifellos zu den wichtigsten Entscheidungen, die wir treffen können, und ihr Gelingen ist für unser persönliches Glück von grösster Bedeutung.

Kein Selbstläufer

Viele meinen, die geheimnisvolle «Kraft der Liebe» werde ihre Beziehung schon irgendwie, wie von selbst, am Leben erhalten. Wenn Mann und Frau bis über beide Ohren ineinander verliebt sind, können sie es sich überhaupt nicht vorstellen, dass diese Gefühle jemals nachlassen. Über die gewaltigen Herausforderungen, die eine Ehe mit sich bringt, machen sie sich zu diesem Zeitpunkt oft keine ernsthaften Gedanken.

Das dachten auch Daniel und Carina (Namen geändert). Meine Frau und ich lernten sie vor vielen Jahren kennen. Damals waren sie heiss ineinander verliebt und hingen wie Kletten aneinander. Bald verkündeten sie: «Wir wollen heiraten!» Als ihnen geraten wurde, sich gründlich auf die Ehe vorzubereiten, reagierten sie mit Unverständnis: «Ehevorbereitung? Die brauchen wir nicht! Wir lieben uns doch!» Doch mit der «Liebe» war schon bald nach der Hochzeit Schluss und die beiden lieferten sich über Jahre hinweg einen zermürbenden Ehekrieg.

In Sprüche 16,18 heisst es: «Vor dem Verderben kommt Stolz, und Hochmut vor dem Fall.» Dass dieses Prinzip auch auf die Ehe zutrifft, zeigen die Scheidungszahlen. Obwohl die meisten Paare ihre gemeinsame Reise noch recht gelassen antreten, endet doch jede dritte Ehe auf dem Land und jede zweite in der Stadt vor dem Richter. Verliebtsein allein reicht nicht aus, um einer Ehe über Jahre hinweg Stabilität zu verleihen. Dazu braucht sie ein zuverlässiges Fundament. Und das sollte bereits vor der Hochzeit gelegt werden.

Vorbereitung tut not

Männer und Frauen vergangener Generationen konnten sich z. T. durch das Beobachten guter Vorbilder auf die Ehe vorbereiten, beispielsweise der eigenen Eltern. «Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen», sagte schon Augustinus.

Meine Frau war ungefähr zwölf Jahre alt, als sie zum ersten Mal von einer Scheidung hörte. Für ihre eigenen Eltern wäre «so etwas» undenkbar gewesen. Ihre Ehe war ein Sinnbild für Beständigkeit und Treue. Natürlich waren die beiden ab und zu auch mal unterschiedlicher Meinung. Aber meine Frau hat kein einziges Mal miterlebt, dass sie sich vor ihr gestritten hätten. Sie hielten zusammen. Und sie blieben zusammen – 53 Jahre lang. Bis der Tod sie voneinander schied.

Ganz anders sieht oft das Leben der Eltern aus, auf das die Heiratswilligen unserer Tage zurückblicken. Viele von ihnen – und vielleicht gehören auch Sie dazu – sind in zerrütteten Familien aufgewachsen, ohne positive Leitbilder. Der Eheberater David Robert Mace (1907–1990) stellte fest: «Eine Ehe ist die tiefgreifendste und potenziell befriedigendste menschliche Beziehung, aber auch die, die am meisten von einem fordert. Leider verfügen Paare selten über mehr Vorbereitung als ein paar gute Ratschläge von ihren Eltern und ein neues Kaffeeservice.»

Angesichts dieser gesellschaftlichen Entwicklung kommt die «Bild»-Zeitung zu dem Schluss: «Das Zusammenleben von Menschen ist fast immer schwierig. Jeden Tag müssen neue Herausforderungen gemeistert werden. Dennoch gehen viele Menschen unvorbereitet in eine Ehe. Auch die Gründung einer Familie wird oft ohne grössere Planung vollzogen. Eigentlich wäre es sinnvoll, schon frühzeitig eine Ehe- und Familienberatung zu nutzen, um viele Fehler zu vermeiden.»

Eigentlich. Bei den meisten Paaren bleibt es bei dieser vagen Erkenntnis, und es sind nur wenige, die sich um eine gründliche Ehevorbereitung bemühen.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 10/2019.