... eine Realität im Leben vieler. Öde, erbarmungslos, einsam, lebensfeindlich, so sehen wir die Wüste. Es ist definitiv kein Ort, an dem wir unsere Zelte für immer aufschlagen wollten.
Yvonne Schwengeler
22. Juni 2022

Erstaunlich, wie viele Menschen, von denen die Bibel berichtet, von Gott aus dem «normalen» Leben hinaus in die Wüste geführt wurden. Nicht nur Mose lernte dort in 40 Jahren Demut, sondern ein ganzes Volk brauchte eben diese Zeit, bis es begriffen hatte, wer den Kurs ihres Lebens bestimmten wollte. 40 Jahre lang liefen sie in der Wüste im Kreis, obwohl der Weg ins verheissene Land in einer elftägigen Wanderung zu bewältigen gewesen wäre!

Auch wir kennen geistliche Durststrecken, Wüstenzeiten, die uns in die Stille führen, fernab vom Trubel dieser Welt, wo wir den drängenden Fragen unseres Lebens nicht mehr ausweichen können. Wo wir uns damit auseinandersetzen müssen, wer wir sind, mit allen Schwächen, dem Versagen und unseren oft so falschen Lebenszielen. Die geistliche Wüste ist ein Prüfstein, aber auch ein Ort, wo Gott uns begegnen und unsere Seele heilen möchte.

Konfrontiert mit der Realität

Unsere Welt ist angefüllt mit Lärm, mit Stimmen, die uns mit Angeboten bombardieren und Nachrichten, deren Wahrheitsgehalt wir nicht überprüfen können, die uns aber mehr beeinflussen, als uns bewusst ist. Das Handy mit den neusten Infos, wo unsere Freunde und Bekannten gerade sind und was sie machen, ist ständig in Reichweite. Der Alltag ist bestimmt von Action, weil wir mit uns selbst nicht klarkommen, auf der Flucht vor den Fragen, mit denen wir uns nicht auseinandersetzen wollen. Flucht in Alkohol, Trubel, exzessiven Sport, Reisen. Es sind emotionale Betäubungsmittel, um dem Schmerz im Innern zu entkommen. Wirklichkeitsflucht. Aber das kann nicht die Lösung sein.
Auch als Christen nehmen wir manchmal die falsche Wegkreuzung, biegen vom geraden Weg ab. Und oft sind wir halsstarrig, gehen verbissen weiter, obwohl wir erkennen, dass wir auf dem falschen Dampfer gelandet sind. Wir stellen ernüchtert fest, dass das erhebende Gefühl, das mit jedem Erfolg einhergeht, nur von kurzer Dauer ist und ständig optimiert werden muss. Das Hamsterrad dreht sich bis zur Erschöpfung. An diesem Punkt befindet man sich dann tatsächlich in der geistlichen und emotionalen Wüste, ausgebrannt, depressiv, desillusioniert, unerreichbar. Die Gefühle bewegen sich zwischen Auflehnung, Selbstmitleid, Bitterkeit und Ausweglosigkeit. Wir haben Gott aus den Augen verloren, fühlen uns wertlos und tun uns schwer damit zu glauben, dass er uns liebt. Trotzdem. Aber das tut er!

Durch den Propheten Jeremia konfrontiert er uns jedoch mit unserem Problem: «Mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und das Wasser nicht halten» (Jer. 2,13).

Wenn wir unseren Durst mit schmutzigem Wasser zu stillen suchen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir krank werden.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 07/2022