Gesunde «Abnabelung» von zu Hause.
Dr. med. Christa-Maria Steinberg
1. Juni 2021

Während der Schwangerschaft verbindet die Nabelschnur die Mutter und das ungeborene Kind. Ein 60 cm langer Schlauch – spiralig gedreht, um nicht abzuknicken. Das eine Ende führt durch den kindlichen Bauch zu Herz und Leber, das andere geht hinein in die Plazenta, den Mutterkuchen. Durch die Nabelschnur fliessen etwa 150 Liter Flüssigkeit am Tag: Sauerstoff und Nahrungsmittel in Richtung Kind, Abfallstoffe in Richtung Mutter.

Durchtrennung der Nabelschnur

Nach der Geburt nimmt die Mutter das Baby in ihre Arme, an ihr Herz. Zunächst hängt es noch an der Nabelschnur fest. Meist ist es der Vater, der die Nabelschnur durchschneidet. So wird das Kind von der Mutter gelöst und sein eigenständiges Dasein beginnt. Es ist die erste Abnabelung von vielen, die im Leben des Kindes noch folgen werden.

Die durchtrennte Nabelschnur bindet man nah am Bäuchlein des Kindes ab. Ein kleines Ende bleibt sichtbar, es fällt nach zehn Tagen von selbst ab. Damit ist die Neugeborenenzeit beendet und die Säuglingszeit beginnt. Es ist ein Geschenk, wenn die Mutter ihr Kind stillen kann, denn die Muttermilch ist perfekt: Immer richtig temperiert, ernährt sie das Kind besonders gut und schützt es vor Infektionen.

Abstillen

Auf die Frage, wie lange man ein Kind stillen soll, gibt es viele unterschiedliche Antworten. Mütter, Kinderärzte, Hebammen haben dazu Erfahrungen und gute Tipps. Sicher ist, dass man einmal abstillen muss. Das Wort allein klingt schon ähnlich wie abnabeln. Stillt die Mutter zu lange, bindet sie ihr Kind in ungesunder Weise an sich. Es wird klein gehalten, sucht Nahrung oder Trost an der mütterlichen Brust, obwohl es bereits selbst ein Fläschchen halten könnte oder sich schon durch Worte und Streicheln trösten lassen würde. Die Zweierbeziehung zwischen Mutter und Kind ist für eine bestimmte Zeit lebensnotwendig, so wie die Nabelschnur für die ersten neun Monate im Mutterleib. Dann wird diese Beziehung aufgebrochen. Der Säugling wird zum Kleinkind. Immer mehr tritt jetzt der Vater ins Bild, er kann nun genauso gut das Kind füttern. Dieses lernt ihn besser kennen und will das auch. Vater und Mutter rücken wieder enger zusammen.

Gott gibt uns eine klare Rangfolge der Beziehungen im Leben: Diejenige zu unserem himmlischen Vater muss an erster Stelle stehen. Dann folgt der Ehepartner und schliesslich die Kinder. In vielen Ehen nehmen Mütter die Kinder wichtiger als den Ehemann oder gar als Ersatz für ihn. Das ist nicht gut für die Ehe!

Das Kind wird selbstständiger

Erinnern Sie sich an das «Ich kann das allein!» Ihres Zweijährigen? Das sind harte Zeiten, wenn die Kinder alles selber machen wollen, das dauert! Man schaut zu, ermuntert, gibt Tipps: «Rutsch die Treppe rückwärts ’runter!», «Steck nicht so viele Nudeln auf einmal in den Mund!», «Der rechte Schuh kommt an den rechten Fuss», «Wenn du die Handschuhe langsamer anziehst, kann jeder Finger seinen Platz finden.» Je geduldiger und praktischer die Eltern erklären können und den Drang der Kleinen zum Selbermachen unterstützen, desto schneller lernen die Kinder die Selbstständigkeit. «Verwöhnung ist gelernte Hilflosigkeit.»

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 06/2021.