Kerstin und Gideon Maier freuen sich riesig darauf, Eltern zu werden. Doch der Arzt, der die Schwangerschaft feststellt, gibt ihrem Kind keine Überlebenschance. Er drängt zur Abtreibung, weigert sich lange, einen Mutterpass auszustellen – das Kind würde sowieso sterben. Ein Kampf um das Ungeborene beginnt ...
Interview: Daniela Wagner
26. August 2023

Liebe Kerstin, lieber Gideon, ihr seid so voller Elan,
ein strahlendes Paar. Wie begann eure gemeinsame Geschichte?

Kerstin: Ich lernte Gideon im Jugendkreis kennen und verliebte mich sofort in ihn. Er ist ein fröhlicher Mann, liebt das Wort Gottes, den Herrn Jesus – das gefällt mir bis heute an ihm. Meine Gefühle für ihn behielt ich für mich. Den Zukünftigen «rumzukriegen» ist nicht mein Ding. Er sollte mich schon selbst wollen und sicher sein, dass ich die Frau an seiner Seite sein werde. Gottes Führung bereits in den Jugendjahren zu erleben, wenn weitreichende Entscheidungen anstehen, ist eine wunderbare Erfahrung! So brachte ich die ganze Sache vor Gott und war gewiss, dass Gideon mein Mann werden würde (lacht).

Gideon: Kerstin wartete acht Jahre auf mich. Es gab Zeiten, da war ich ein oberflächlicher Christ, war mit mir und meinem Studium beschäftigt, trieb viel Sport und hatte die eine oder andere Freundin. Aber dann, während einer Wiedenester Freizeit auf Sardinien, hat mich Jesus herausgefordert! Ich erlebte klare Begegnungen mit Ihm und Heilsgewissheit, fing an, für ihn zu brennen, das war der Durchbruch zu einer echten Hingabe. Von da an wollte ich für Jesus leben und jemanden an meiner Seite haben, der mit mir an einem Strang zieht. Eine Frau, die Jesus auch von ganzem Herzen liebt. Und eines Tages habe ich gemerkt, dass ich Kerstin genau für das liebe!

Kerstin: Weisst du, Daniela, es ist so unglaublich, wie Gott führt. Am Abend, bevor ich mich mit Gideon das erste Mal treffen wollte, drängte es mich nach Hause zu meinen Eltern. Mein Vater sass mit mir am Esstisch und fragte plötzlich: «Was ist eigentlich mit Gideon Maier?» Da erzählte ich ihm, wie es um mein Herz steht. Und er sagte ganz einfach: «Ja, das ist gut.» Am nächsten Morgen wollte ich mit meinem Papa noch einmal einiges besprechen, was mir auf dem Herzen lag. Ich rief an. Meine Oma ging mit dem Telefon ins Schlafzimmer und fand ihn tot vor. Er war heimgegangen und hatte mir davor noch «seinen Segen» für Gideon gegeben. Da ist so viel Gnade in dem Ganzen.

Kerstin erzählte eben von ihren Eltern. Wie sah dein Elternhaus aus, Gideon?

Gideon: Auch ich habe wunderbare Eltern, die ein lebendiges Christsein leben. Mein Vater ist Gerhard Maier, du kennst vielleicht seine Bibelkommentare, er hat einige geschrieben. Wir waren zu Hause vier Jungs, ich der Jüngste. Meine Eltern hatten eine gute Mischung aus Strenge und Freiheit. Uns stand nichts im Wege für ein Leben mit Jesus, sie sind wunderbare Vorbilder.

Mein Vater nahm uns zu vielen Bibelabenden mit, so bekamen wir eine wertvolle Grundlage an Bibelwissen. Gleichzeitig hat uns Mama viel Freiheit gelassen (lacht). Sie sagte ab und zu: «Ich muss schauen, dass unsere Söhne keine Gnadenvergiftung kriegen.» Damit meinte sie die Gefahr, mit «Geistlichem» überfüttert zu werden. Ihr war wichtig, dass wir auch andere Aktivitäten haben.

Kerstin: Gideons Papa ist jetzt 85, hält immer noch Bibelabende, reist durchs Land, legt die Bibel aus; und das Zusammensein mit ihm weckt die Leidenschaft, Jesus nachzufolgen.
Meine Schwiegereltern haben in meinen Augen eine ziemlich optimale Erziehung hinbekommen. Unser Wunsch ist es, es mit unseren Kindern auch so zu machen. Keine Ahnung, ob uns das so gelingt ...

Ihr habt euch Kinder gewünscht ...

Gideon: Schon als junges Ehepaar engagierten wir uns in der Gemeinde, besonders in der Kinder- und Jugendarbeit. Am Anfang sammelten wir zu zweit einmal im Monat über 100 Kinder in einem Raum zum Kindergottesdienst, damit die anderen Mitarbeiter auch mal in den Gottesdienst konnten. Fünf Jahre nach unserer Hochzeit kündigte sich das erste eigene Kind an.

Kerstin: Ich war oft müde, rechnete aber überhaupt nicht mit einer Schwangerschaft. Als ich zur Routineuntersuchung beim Gynäkologen war, meinte dieser entsetzt: «Wie sieht denn Ihre Gebärmutter aus! Und zu allem Übel sind Sie auch noch schwanger!» Der Arzt stellte zahlreiche Geschwüre fest. Dazu noch eine «Minischwangerschaft», wie er es nannte. Das Kind habe in diesem Umfeld der Gebärmutter keine Überlebenschance, gesund heranzuwachsen, sonst wäre es schwerstbehindert, würde von der Fülle und Grösse der Myome von allen Seiten erdrückt, quasi zerquetscht.

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