Frostige Temperaturen und atemberaubendes Panorama
Roland Gerth
15. Dezember 2022

Obwohl der Jura kein hohes Gebirge ist, herrschen dort im Winter gelegentlich Bedingungen wie in Skandinavien. Kräftige Winde führen zu umfangreichen Schneeverwehungen, Raureif und Neuschnee kleben an Baumstämmen und Zweigen und lassen die Landschaft aussehen wie in Lappland.
Der Eindruck täuscht nicht. Im Jura kann es so kalt werden wie nirgends in der Schweiz. Die tiefste je gemessene Temperatur wurde im Jahr 1987 in La Brévine registriert: Auf minus 41,8 Grad sank damals das Thermometer.

Belchenflue (Basel-Land)

Auf der Belchenflue auf knapp 1100 Meter über Meer kann man ein spezielles Naturphänomen beobachten, die sogenannte Nebelwelle. Sie tritt dann auf, wenn sich die Hochnebelobergrenze auf gleicher Höhe oder etwas oberhalb eines langen Berggrats befindet. Weiter muss der Wind den Grat kreuzen, damit es den Nebel schön über den Bergkamm treibt. Soviel zur Theorie – ob es dann klappt, sieht man erst vor Ort.
So auch an jenem Dezembermorgen vor drei Jahren. Ich fahre um 3 Uhr nachts in der Ostschweiz los und bin rechtzeitig vor Tagesanbruch auf der Belchenflue. Unter mir wäre eigentlich der Berggrat, aber ich stehe mitten in der eiskalten Nebelsuppe und warte vier Stunden vergebens, dass sich der Nebel absenkt. Frustriert verlasse ich den Ort und mache mich auf die Suche nach anderen Fotosujets im Jura. Am späten Nachmittag komme ich aber nochmals zurück. Der Nebel hat sich in der Zwischenzeit gesenkt und jetzt kann ich dieses eindrückliche Schauspiel geniessen.

Grenchenberg (Solothurn)

Im Winter spielt das Wetter eine wichtige Rolle für gelungene Landschaftsbilder und es gilt, schnell darauf zu reagieren. Als ich in der Tagesschau ein Bild des mit Raureif überzuckerten Funkturms auf dem Grenchenberg sehe, ist deshalb wieder einmal früh aufstehen angesagt. Noch im Dunkeln erreiche ich den Parkplatz auf dem Untergrenchenberg, montiere die Schneeschuhe und mache mich auf den Weg zur Wandfluh. Da ich zum ersten Mal diesen Aussichtspunkt besuche, dauert es eine Weile, bis ich den besten Standort gefunden habe. Dann heisst es Ausharren in der klirrenden Kälte und Warten auf den Tagesanbruch. Doch beim Anblick der mächtigen Juratannen in ihrem imposanten Reifkleid, die zuerst in zartem Rosa und später in kräftigem Orange zu leuchten beginnen, wird mir bald wieder wärmer.

Chasseral (Bern)

Vor ein paar Jahren habe ich von «Schweiz Tourismus» den Auftrag erhalten, den Naturpark Chasseral im Winter zu fotografieren. Als ich mit dem Auto zum Hotel Chasseral hochfahre, fallen mir die Skifahrer auf, die mit Gleitschirmen über die Abhänge sausen und ab und zu in der Luft schweben. Es sind Snowkiter, die wie die Kitesurfer auf den Seen die starken Winde für ihren Sport ausnützen.

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